Thursday, 11 December 2008

THE WE(S)T COAST

Wanaka
Donnerstag, 11. Dez. 2008 19:25
S44 41.801 E169 07.917

Man nehme ein paar schroffe Berge und reichlich Regenwald, ein paar Schafe, eine Prise Gold, 3 Rinder und 4 Farmer und vermengt alles im einem Topf. Dazu mischt man ein paar Wekas*, streut 1000 Sandfliegen darüber (damit bitte nicht sparen) und schäumt alles mit viel Salzwasser auf. Wenn alles gut gemischt ist, ertränkt man diesen Brei mit der 10fachen Menge Regenwasser und bläst dreimal kräftig drüber. Und schon hat man vereinfacht eine kleine neuseeländische Westküste gezaubert. Bitte gekühlt servieren! Zimtkaffee und ein gutes Buch passen perfekt dazu.

Die Westküste hier war natürlich schon serviert und wir mussten sie nur noch genießen. Nur manchmal war dies nicht so einfach. Die Landschaft ist atemberaubend und mancherorts wild. Das Meer ist auch bei schönstem Wetter tosend und rau. Der Wind peitscht über die Wellen, strandnahe Bäume haben Fönfrisuren. Die Strände selbst sind ein Sammelsurium von unzähligem Treibholz. Glattpolierte Wurzeln oder ganze Bäume würden so manche Galerie bereichern. Flüsse und Bäche sind oft von Tannin rotbraun gefärbt, und dennoch erstaunlich klar. Zu einem Schauspiel kommt es an Flussmündungen. Bei steigender Flut drängt helles Salzwasser den Fluss zurück, fast fließt er jetzt rückwärts. Wie Öl und Wasser bleiben die beiden Flüssigkeiten getrennt oder kreieren umfließende Formen.

Zu Beginn wurden wir in heftigen Regenfällen ertränkt, an einem entlegenen Strand sogar regelrecht eingeschlossen. Einen Tag zuvor hatten wir einen winzigen Bach in einer Furt durchquert. Dieser schoss nun reißend und hüfthoch über den Weg. Mit Kaffee und Keksen verkriechen wir uns ein paar Tage im Auto und verschlingen Bücher. Wehe wenn sie ausgelesen. Oder man flechtet mal etwas zur Abwechslung. Neuseeländischer Flachs wächst fast überall. Mit einer Anleitung, 8 Stunden Zeit und ein paar Knoten in den Fingern kann man daraus wunderschöne Taschen zaubern. Der Regen scheint scheinbar nur die possierlichen Wekas nicht zu stören. Wie der Kiwi sind es fluglose Vögel mit einem übersteigerten, fast respektlosen Interesse an herumliegenden Camputensilien. Die anfängliche Scheu ist schnell überwunden und der kleine Zeh wird schnell mal mit einem dicken Wurm verwechselt. Ouch! Wehe man lässt den knallgelben Abwaschschwamm irgendwo liegen. Den kann man dann in den umliegenden Büschen suchen, wo sich auch die vermisste Seifendose wieder findet.

Der raue Wind bläst einen mancherorts fast weg, zum Glück auch den ständigen Schwarm gemeingefährlicher Sandfliegen. An geschützten Stellen stürzen sich Tausende dieser obstfliegengroßen, stechenden Plagegeister auf jedes Stück unbedeckte Haut und man wird schnell zum nervlichem Wrack. Manchmal suchen wir einfach nur das Weite, verfolgt und in die Flucht geschlagen. Im Auto hängen noch 50 damit man auch die Fahrt genießt. Sprays und Cremes helfen nur bedingt. Hände und Füße sehen aus als hätte man die Masern, und man könnte sich zu Tode kratzen.

Die riesigen Gletscher weiter südlich sind nicht schwer zu finden (einfach den ganzen Mietwagen hinterher, dort wo die Helikopter kreisen ;-). Schwieriger wird es wenn man seinen privaten, kleinen Goldrausch startet und sich mit Goldwaschpfanne und Spaten auf die Suche nach ein paar Nuggets macht. Der unermessliche Goldboom vergangener Zeiten ist längst vorbei, doch findet sich an einigen Ecken noch ein Hauch davon. Ein Local zeigt mir sogar, wie er im feinen Sand am Meer Goldkrümel wäscht. Vor Jahrtausenden haben es die Gletscher bis dorthin getragen. Nach Stürmen kann man den von der Brandung zermahlen Goldstaub am Stand finden. (Ich hab ihn noch nicht gefunden). Auch in Bächen und den eisigen Flüssen soll man noch Stücken finden (Da hab ich auch noch nichts gefunden – außer Sandfliegen – aber ich arbeite dran) Der Wert von ein paar Krümeln ist nicht zu verachten. Ein Teelöffel voll bringt über 1000 Dollar. Nun habe ich mich erst mal mit einer schicken Goldwaschpfanne ausgestattet und im Netz ein paar geologische Anfänger-Tutorials ergoogelt. ->link
Auf dem Weg nach Fjordland werden wir die nächsten Tage Otago durchqueren. Genannt auch: The Gold Country. Vielleicht hat man ja mal Glück. Es sind schon Stücken von 2,5 Kilo gefunden worden ;-)

pics: (1) rainforrest with tannin colored stream; (2) flooded road; (3) our windswept coastcamp near karamea; (4) endless beach near Haast (5) franz josef glacier; (6) the weka; (7) southern alps including Mt.Cook from Gillespies beach lagoon

**hehe, hab gerade gesehen dass wir bei google maps verewigt worden. Geht mal auf http://maps.google.com und gebt S36 50.800 E174 46.313 ein. Bei "street view" gibts die street cam vom google mobil. Steht unser Auto vor der alten Wohnung ;-) **

Thursday, 13 November 2008

DER WEG NACH SÜDEN

**Sorry für die langen Update-Zeiten. Es gibt einfach zu viel zu tun und mit einer schwachen Autobatterie bin ich vorerst an Steckdosen gebunden, die nicht überall im Busch wachsen**

Der Boden vibriert. Die Tastatur zittert. Am Fenster verschwimmen die Lichter von Wellington. In drei Stunden wird sich die Fähre durch die Fjorde des Queen Charlotte Sound zwängen und unsere Reise auf der Südinsel beginnt.
In den letzten Wochen haben wir einen Grossteil der Nordinsel erkundet und uns in einige extreme Aktivitäten gestürzt. Es begann mit einer warmen Dusche in unserer alten Wohnung in Auckland. Ein paar alte Mitbewohner freuten sich über unsere Reisestorries und wir über warmes Wasser. Ein seltsamer Ort. Eine Art „Zwischenzuhause“ mit gemischten Erinnerungen. Nach ein paar Stunden brechen wir wieder auf. Die Skyline der City scheint durch das Fenster als wir die Nacht am Yachthafen verbringen. Nach ein paar Tagen führt unser Weg durch die Inselmitte. Neben kristallklaren Seen dampft und brodelt es, ein Geruch fauler Eier liegt manchmal in der Luft. Heiße Quellen, dampfende Erdlöcher und brodelnder Schlamm kann man vielerorts bestaunen. Rotorua ist das Zentrum dieses Geothermischen Gebiets. Viele Motels werben mit heißen Mud-Pools und selbst mitten im Stadtpark dampfen warme Seen und Quellen. Ein Interessantes Treiben was natürlich auch gut vermarktet wird. Wir verzichten auf ein paar „heiße Highlights“ die wir nicht mit hundert Anderen teilen wollen und suchen unsere warme Brühe selbst. Kerosene Creek nennt sich unser einsamer Übernachtungsplatz und wie der Name schon verrät riecht auch dieser heiße Bach sonderbar. Trotz des Geruchs ist das badewannenwarme Wasser ein Genuss und frisch gebadet geht es weiter nach Taupo. Drop Zone Taupo..

DROP ZONE

Das Wetter war perfekt und die Entscheidung viel schnell. Ein paar Stunden nach der Ankunft stehen wir mit rotem Overall, Gurten, Lederhäubchen und Plexiglasbrille am Sportflughafen. Die nächste Maschine ist unsere. Die Sitze sind definitiv keine erste Klasse. Auf zwei Längsbänken sitzen dicht gedrängt 13 Irre. 7 davon sogar beruflich. Die anderen 6 schauen mit etwas gemischten Gesichtern auf Taupo und die umliegenden Berge die mittlerweile recht klein unter uns geworden sind. Man sagt „hallo“ zu seinem neuen Anhang der sich nun anfängt an einen hinten dran zu schnüren und nach ein paar Minuten lustiger Zweisamkeit gibt man ihm sozusagen sein Leben in die Hand. Die Tür fliegt auf, recht windig da draußen. Kein zurück nun mehr, vor mir leeren sich die Plätze. Häubchen auf, Kopf nach hinten, exit Foto, das Flugzeug noch kurz im Augenwinkel, Arme breit, freier Fall - - -
Ein neues Element, ein Adrenalinstoß, ein Gefühl so unvergesslich wie unbeschreiblich. Fast eine Minute bis sich der Fallschirm schließlich öffnet und man der Erde wieder entgegenschwebt.


LUCKY STRIKE

In ganz anderen Elementen finden wir uns ein paar Tage später. Auf dem Weg zur Küste stoppen wir im Höhlenparadies Neuseelands. Nicole begibt sich auf zwei organisierte Höhlentouren, „Caving“, auf die ich vorerst verzichte. Jeder Spaß kostet natürlich seinen Preis und alles geht eben nicht immer. Mein neues Spielzeug war auch nicht gerade billig. Während Nicole durch unterirdische Schluchten kriecht jage ich auf den grünen Wiesen darüber Kaninchen mit dem neuen Gewehr. Mit der Erlaubnis des nächsten Farmers wird die hüglige Weide zu meinem Jagdrevier. Das Zielfernrohr bedarf aber noch einiger Einstellung und etwas Übung fehlt natürlich auch. Die Kaninchen lachen sich kaputt wie der Daniel vergebens durch die Wiesen kriecht. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße.

Nicoles Höhlenabenteuer klingen doch verdammt gut, wobei ich kein Freund von gebuchten Touren bin. Es findet sich ein kleiner Anbieter der sich mit seinen schicken Prospekt klar von normalen Touristentouren distanziert und am nächsten Tag wissen wir auch warum. Kein schicker Shuttlebus am Morgen. Es kommt ein alter Jeep mit lustigen, barfüßigem Höhlenguide mitsamt Hund. Gefällt mir. 20 Minuten Fahrt zu „Lucky Strike“ - der Name der Höhle. Es gibt keine warmen Neoprenanzüge. Damit könne man nicht klettern. Das klingt verheißungsvoll. Anstelle bekommt man löchrige Thermowäsche, Overall, Klettergurt und Helme samt wasserdichter Stirnlampen. Nach paar Mal draufhaun gehen diese auch an. Alles ist recht familiär. Unsere kleine Expedition ist nur 4-Mann stark. Nach einem Kletter-Crashkurs geht es samt Montur zum unscheinbaren Höhleneingang ein paar Schritte über die nächste Wiese und binnen Minuten finden wir uns in einem dunklen Labyrinth bizarrster Formen wieder. Enge, tiefe Spalten, unterirdische Bäche und dunkle Gänge. Der Guide lässt uns freie Hand und zeigt uns meistens nur den Weg. Wir klettern Seile mit Steigklemmen auf, Seilen in Wasserfällen ab, zwängen uns durch beklemmende Engen. Ein adrenalinreiches Erlebnis. Es ist nur der Anfang. Nach einem Snack samt warmen Tee irgendwo da unten heißt es: Um den Ausgang zu finden müsst ihr gegen den Wasserstrom laufen. Als Team müsst ihr den Weg zum Ausgang selbst finden. Mit gemeinsamer Hilfe kämpfen wir uns gegen das Wasser bis der unterirdische Bach in einem engen Loch verschwindet. Kein Weiterkommen. Unser Guide, der sich unbemerkt im Hintergrund gehalten hat, taucht nun wieder auf und versichert uns: Das ist der Weg. Luft anhalten und durch… Nach über 4 Stunden wird es wieder Licht. Tage später lesen wir in einen Zeitungsbericht das eine erfahrene Höhlenkletterin in dieser Höhle abgestützt ist und mit gebrochener Hüfte geborgen werden muss. Die Höhle wird als eine der anspruchvollsten kommerziell zugänglichen Höhlen Neuseelands beschrieben und wir sind doch etwas stolz auf diese unvergessliche Tour.

SCHNEE IN MORDOR

Tongario National Park ist eines unser nächsten Ziele. Vielleicht besser bekannt als „Mordor“ und „Mt Doom – der Schicksalsberg“ aus dem Meisterwerk Herr der Ringe. Am Tongario River warten wir ein paar Nächte auf besseres Wetter. Ein Raftingunternehmen riet mir davon ab, aber ich konnte es nicht lassen: Mit Schwimmweste und Herzklopfen lasse ich unser sit-on-top Doppelkajak im Wildwasser Stufe I-III zu Wasser. Das Boot ist für dieses Unterfangen etwas ungeeignet. Es wird eine Wahnsinnsfahrt. Manche Stromschnellen schleudert es das schlecht manövrierfähige Kajak rückwärts hinunter und zweimal lande ich in der eisigen Strömung. Es ist ein riesen Spaß und ich kann mich vor Begeisterung kaum retten.

Bei günstigem Wetter beginnt der Gipfelsturm in den alpinen Tongario NP. Allseits bekannt ist der Weg auch reichlich überlaufen. Die Massen verschwinden gänzlich, als ich solo auf einem unmarkierten Seitenpfad zum Gipfel des Schicksalsbergs aufbreche (Mt. Ngauruhoe, 2291m). Die Steigung ist gute 45 Grad und man hat die Wahl zwischen vereisten Schneefeldern oder rutschigen Geröllhängen. Der Wind hat aus Eis und Schnee spektakuläre Formen geschnitten und aus Steinsspalten zischt heißer Dampf. Über eine Stunde hält mich der Blick über die Wolken. Erst gegen Abend erreiche ich fix und fertig das Auto. Vor schneebedeckten Bergen gibt es morgens Frühstück und dazu einen lähmenden Muskelkater...

pics: (1) Blick von Mt. Ngauruhoe Gipfel; (2) skydive Taupo; (3-5) caving Lucky Strike Cave. pictures by Absolute Adventure Limited. http://www.absoluteadventure.co.nz (6) Nicole nach der Höhlentour; (7) kayaking Tongario River; (8-9,11) Mt. Ngauruhoe; (10) Frühstücksblick

Wednesday, 22 October 2008

NORTHLAND

Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite. Ich glaube kaum. Zumindest das Gras könnte nicht grüner sein. Grün überall. Grüne Hügel, Farn und Wälder und dazwischen blinzelt das blaue Meer.

Der Umzug ins Auto war mal wieder sehr gewöhnungsbedürftig, doch in den vergangenen Wochen haben wir uns weitgehend an das neue Zuhause gewöhnt.

Der Start verlief wie der Rest des Unternehmens: sehr spontan. Am zweiten Tag entschloss sich die Wasserpumpe unseres Vans spontan zu versagen und wir haben nach einer privaten Abschleppfahrt die Nacht vor der nächsten Wald und Wiesen-Werkstatt verbracht. Am nächsten Tag gibt es die fachmännische Reparatur kombiniert mit etwas do-it-yourself um den Preis flach zu halten. Gegen Mittag erreichen wir mit Neuteilen gerüstet und 350 Dollar weniger den ersten schönen Strand und können endlich wieder auf Urlaub umschalten. Das Kajak wird ausgiebig im Meer getestet, es gibt frische, frittierte Tintenfische die man abends leicht fangen kann und feinen Sand in allen Hosentaschen. Leider beschert mir das ganze Geschraube am Auto, paddeln und angeln spontan eine doppelte Sehnenscheidenentzündung an den Unterarmen die mich jetzt noch ab und zu plagt. Beim nächsten Arzt bekomme ich zwei schicke Bandagen und es geht weiter..

Verglichen mit den endlosen Weiten Australiens ist in Neuseeland alles um die Ecke. Auf normalen Straßen hat man an einem Tag schnell die halbe Landkarte hinter sich, doch auf kleinen Schotterpisten kann man das recht gut in die Länge ziehen und findet dabei ein paar wirklich schöne Ecken. Es geht an der Küste entlang Richtung Cape Reinga, die nördlichste Spitze Neuseelands.

Im General Store in Te Kao, einer kleinen Maori Siedlung, gibt es lecker Eis und wir lernen Nick kennen. Nick will uns an die einsame Ostküste des Kaps führen. Maori Land was sonst unzugänglich ist. Das Auto sollen wir an seinem Haus stehen lassen. Kein gutes Gefühl, doch wir lassen uns verleiten. Wir folgen seinem rostigen Landrover und packen an seinem Haus die nötigsten Sachen. Nick ist Ranger und ein Pickup mit „Department of Conservation“ Aufschrift vor seinem Haus gibt uns ein besseres Gefühl.
Wir steigen in sein fahrendes Wrack holpern querfeldein durch weiße Dünen von feinstem Sand.
Wir löchern ihn mit Fragen und er erzählt einiges über seine Maori Kultur. Das Meer ist ihre ultimative Nahrungsquelle und er schickt uns recht bald zum „reinigen“ in die eisigen Wellen. Das hatten wir nun nicht erwartet. Keine Badesachen, kein Handtuch also: splitternackt. Schräges Gefühl. Hoffentlich fährt er jetzt nicht einfach los ;-) Doch es werden ein paar besondere Stunden, ein kleiner exklusiver Abenteuertag. Mit einem endlosen Netz gehen wir mit ihm in den Mangroven fischen, es gibt frische Austern und Fisch am Feuer und viel zu erzählen.

Erst nachts steigen wir wieder in unser Gefährt, fahren die letzten Kilometer Richtung Kap und verbringen ein paar Nächte an den nördlichen Stränden.
Wir schauen uns das quirlige Zusammentreffen zweier Ozeane vom Leuchtturm aus an und stürzen uns anschließend die gigantischen Sanddünen hinunter. Sandbording. Die Dünen sind steil. Ein Schritt vorwärts und zwei zurück. Unten ist man schneller. Am besten Kopfüber.

Der Allradantrieb hatte uns schon öfters ein paar schöne Campstellen beschert und auch der endlose Strand von 90-Mile Beach bietet kein Hindernis. Zwischen Dünen und Treibgut findet sich ein schöner Platz. Bei Ebbe kann man hier binnen Minuten hunderte „Pipis“ sammeln. Mittelgroße Muscheln im Sand vergraben. 50 für jeden und man hat den ganzen Abend daran zu essen. Nachts erobert die Flut den Strand zurück und schließt uns sicher ein.

Etwas Platz für sich zu finden ist nicht immer so einfach. Die grüne Landschaft ist oft von endlosen Weidezäunen durchzogen und oft endet ein verheißungsvoller Weg vor einem Tor oder einem dicken „private-no entry“ Schild. Mancherorts boomt der Tourismus, mancherorts machen sich große Holiday-Parks breit und Motels, Kitschläden und organisierte Touren konkurrieren um jeden Dollar. Eine Sache die mich wirklich stört, vielleicht aber auch nur ein Symptom des dichter besiedelten Nordens. Investiert man aber etwas Zeit und Sprit findet man die heiß begehrten Flecken Einsamkeit die garantiert in keinem Lonely Planet stehen.

Auch die Straßen sind teilweise recht aufregend. Steil, klein und kurfenreich. Bei manchen Steigungen muss man das Auto ganz schön quälen. Die Form einer aerodynamischen Schrankwand, der Allradantrieb und das Boot obendrauf sind nicht gerade förderlich für den Verbrauch, doch kommen wir meistens mit unter 13l/100km weg.

Einen langen Stop legten wir bei den Kiiwi Lakes ein. Kristallklare Seen mit schattigem Wald, Forellenjagd, wellenloses Kajakvergnügen und kaum ein Mensch weit und breit fesselten uns für fast eine Woche. Die nächtlichen Besucher waren ein Horde Possums. Ohne natürliche Feinde gibt es überall Massen davon. Heimisch und geschützt in Australien, in Neuseeland eine gejagte Pest. Freiwild für jedermann, genau wie Kaninchen, Wildschweine, wilde Katzen und anderes eingeschlepptes Getier. Sie sehen süß aus und sollen auch gut schmecken. Ich stelle eine Possum Falle auf und hoffe auf einen saftigen Braten. Leider erlegte die Falle nur eine streunende Katze und so hungrig waren wir nun auch nicht. Die große Forelle am nächsten Tag war da schon besser. Nun begeistern mich die Kataloge von freien Jagdgewehren. Mehrmals wöchentlich Kaninchenbraten. Das wäre was..

pics: (1) Matai Bay; (2) Waipoa Forrest Walk; (3) Kayak fishing near Whananaki; (4) Der Ausflug mit Nick; (5) Sandbording Ta Paki; (6) Pipis vom Feuer; (7) Kaiiwi Lakes-Lake Taharoa; (8) Lecker Regenbogen-Forelle; (8) Lake Taharoa; (9) Paua Muschel am Strand

Monday, 29 September 2008

DER AUFBRUCH

Auckland, Anzac Street
Montag, 29. September 03:14
S36 50.800 E174 46.313

Zweimal raus hier bitte, aber schnell…
Die Ereignisse der letzten Tage waren schlichtweg erschlagend, fraßen uns bodenlose Löcher in den Bauch und nagten an unserer Lebensfreude. Es begann mit einem ausgeprägten Lachen in Daniels Gesicht als er in seinen 2 freien Tagen das Kajak abholte und unter wolkenlosem Himmel in den nächsten Fluss warf. Ein schöner Tag.

Im zähen Verkehrsfluss der Innenstadt fuhr das Kajak auf dem Autodach Richtung Mietwohnung. Irgendwie muss es für eine Weile da rein. Auf der Straße ist es nicht sicher. Knapp 4 Meter Kajak wollen aber nicht das Treppenhaus passieren und schon gar nicht die Haarnadelkurve im Flur. Deshalb folgte eine kleine Improvisationsshow im Berufsverkehr. Das knallblaue Boot wandert per Seil vom Auto über das Vordach die Hauswand entlang und verschwindet im Wohnzimmerfenster. Leider geht eine Scheibe dabei drauf. Scherben bringen Glück? Vielleicht hätte ich noch mehr zerbrechen sollen. Es gab nämlich einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung der Hausverwaltung in 2 Tagen.

Halb so wild. Erst mal auf Arbeit. Wegen eines unbezahlten Drinks zum stolzen Preis von 4,50$ an einen anderen Mitarbeiter gibt es Ärger. Ein Ärger den keiner so richtig fassen kann. Drei Tage (!) wird debattiert und bei einem entscheidenden Gespräch muss ich doch sogar schmunzeln. Hätte ich meine Beurteilung doch nur etwas eher beantragt. Mit großem Trara werde ich 5 Tage vor eigentlichem Arbeitsschluss gekündigt. Das Exempel ist statuiert. Ich hatte alle Schuld auf mich geladen und damit einem Kollegen den Job gerettet. 5 Tage ist kein großer Verlust, doch die Nerven sind blank und die brennende Wut wird im Pub nebenan samt Kollegen ertränkt.

Zumindest habe ich nun etwas Zeit um Nicole mit Ihrem Job zu helfen. Wir haben herausgefunden, dass sich ihr Arbeitgeber die Steuern wahrscheinlich in die eigene Tasche steckt anstatt sie zu bezahlen. Nicht nur, dass er Sie damit vom Gehalt her betrügt – Bei einer Steuererklärung würden wir dann für seine Fehler zur Kasse gebeten. Irgendwas ist faul, der Chef ist förmlich auf der Flucht vor Nicoles Fragen und setzt sie 3 Tage vor ihrem letzten Arbeitstag vor die Tür. Deja vu? Willkommen bei den Arbeitslosen. Wir hetzen Ihm die Steuerbehörde und diverse Vereinigungen hinterher und hoffen nun auf eine Lösung. Und wir können uns zusammen um andere Probleme kümmern. Das abgeschleppte Auto zum Beispiel.

Die kreativen Leute vom Bau hatten einen Meter hinter unserem Auto ein Parkverbotsschild aufgestellt und die nächste Abschleppbude hat sich das Auto gekrallt. Und mir wäre schon fast langweilig geworden. Unser knallroter Van findet sich mit Hilfe der Polizei aber noch in der selben Nacht und wartet nun so gespannt wie wir auf den Startschuss. Morgen irgendwann. Wenn nichts dazwischen kommt. Das Kajak muss ja noch irgendwie die Hauswand runter. Bloß nicht an die Scheibe kommen! Der Kitt ist noch frisch…

pics: (1) highway bridge (2) das hektische, belgische Restaurant (3) Nicoles Gemisch-Laboratorim (4) das erste Bild vom Kajak aus (5) Stadtlandschaft

Saturday, 13 September 2008

AUCKLAND UPDATE

Auckland, Anzac Street
Sonntag, 14. September 01:02
S36 50.800 E174 46.313


Wir hängen immer noch in Auckland fest, doch die Tage sind gezählt. 2 Wochen bis zum Start. Da es zur Zeit keine abenteuerlichen Neuigkeiten gibt, folgt ein kleiner Einblick in unser Stadtleben.

Auckland, das endlose 1,2 Millionen Einwohner Dorf, ist das Zentrum der Nordinsel und könnte leicht als Hauptstadt Neuseelands verstanden werden. Mit all seinen Stadtteilen und Vororten erstreckt es sich über die ganze Inselbreite, umstellt einige natürliche Häfen und endet an manchen Enden wie abgeschnitten mit grünen Hügeln und kurvenreichen Landstraßen. Die Innenstadt ist hektisch und laut, doch beschränkt sich das städtische Treiben hauptsächlich auf einen Block, oder besser gesagt auf eine Straße, die Queen Street. Schnell findet man sich zwischen dem Mix aus endlosen Glasfassaden gefangen, kennt jede Gasse und jedes Schaufenster. Man weis genau wo das Sushi ab um 5 nur noch die Hälfte kostet, kennt jede Abkürzung zur Arbeit und erkundet in der knappen Freizeit die Regale der nächsten Videothek. Zu allem Übel hat sich vor unserem Haus noch eine Grossbaustelle angesiedelt, die nicht zu überhören ist. Die kreativen Leute vom Bau zaubern fast täglich ein neues Bauzaun-Labyrinth zu unserer Haustür oder ärgern uns mit Presslufthämmern und Asphaltfräßen. Die freie Zeit reicht meist nicht für größere Unternehmungen, doch haben wir ein paar der rauen Strände der Westküste besucht. Unter anderem Karekare Beach wo einst Szenen aus dem beeindruckenden Film „Das Piano“ gedreht wurden. Der dunkle Sand, schroffe Felsen und eisiges Wasser waren ein schöner Kontrast zur City.

Die Einwohner hier sind ein bunter Mix der unterschiedlichsten Kulturen und Schichten wie ich es noch nie gesehen habe. Die Gesichter der Straßen ergeben zusammen eine komplette Weltreise. Ein starker asiatischer Einfluss mit all seinen Facetten, gemischt mit dem dunklen, kräftigen Erscheinungsbild der Maori, dazu Polynesier, Südafrikaner, Südamerikaner, die komplette Europa-Palette und alles was man daraus mixen kann. Darunter finden sich die eigentlichen Kiwis, welche als solche kaum auszumachen sind und selber Wurzeln um die halbe Welt haben.
Auch in dem belgischen Restaurant wo ich arbeite, ist weit und breit kein Kiwi zu finden, aber auch kein Belgier. Argentinien, Chile, China, Schottland, Frankreich, Uruguay, Mexiko und natürlich deutsch ist die Besetzung zurzeit.

Kulinarisch gibt es demzufolge auch allerhand zu bieten. Preiswertes, leckeres Sushi schmeckt uns nach wie vor. Auch haben es uns warme, gefüllte Pies (Blätterteigkuchen) angetan. Diese passen aber wohl eher in die Australische Landschaft. Ansonsten gibt es unzählige, kleine Restaurants und Fastfood-Läden jeder Nationalität mit unbekannten Leckereien und unlesbaren Speisekarten in vereinfachtem(?) Chinesisch.
Rein neuseeländisch machen die goldenen Kiwifrüchte süchtig. Im Gegensatz zu den grünen, harten Dingern zu Hause sind diese hier unbehaart, glatt, weich und innen goldgelb. Mit einem fruchtigen, fast honigartigen Geschmack bin selbst ich als Frischfruchtmuffel hin und weg. Lecker und extrem günstig sind auch die frischen Muscheln im Supermarkt ($1,99/Kilo)
Dafür ist das Brot mal wieder eine Katastrophe. Die Preise für Bier und Wein sind im Gegensatz zu Australien traumhaft. Während in Australien Alkohol ausschließlich in so genannten Bottleshops verkauft wird ist es hier eher wie zuhause. Große Supermärkte verkaufen Bier aus aller Welt. Spätshops, und kleine 24h Supermärkte (Superetten) prägen das Bild von Downtown

Die Tage sind nun gezählt. Unseren Arbeitgebern haben wir unsere baldigen Reisepläne gebeichtet und es laufen die Vorbereitungen für den Umzug in die 4-Rad Wohnung. Dort wird noch ausgebaut und ausgemessen. Man will es ja gemütlich haben. Da hier 365 Tage Aprilwetter herrscht, muss das Auto vor allem auch bei nassem Wetter wohnlich bleiben.
Alle Reparaturen sind soweit abgeschlossen und die meisten Bürokratischen Hürden gemeistert oder umgangen. Nun kann man nur hoffen dass der Frühling uns viele Sonnentage beschert und das neue Stativ die schönen Fotos dazu..


pics: (1) city centre from harbour bridge (2) karekare beach - - - more pictures soon.

Wednesday, 13 August 2008

CITY OF SAILS

Auckland, Anzac Street
Mittwoch, 13. August 15:41
S36 50.800 E174 46.313


Inzwischen sind wir fester Bestandteil der Innenstadt. In einer recht lebhaften WG haben wir ein Zimmer gefunden. Mitten in der City. Zwei Ecken weiter türmen sich die Wolkenkratzer und hektischer Verkehr drängt sich durch die Häuserschluchten. Ein ganz anderes Leben auf einmal. Man freut sich auf den Ausweg..

Der Stadtkern war unsere beste Chance zur Arbeitssuche. Wir wollten die Winterzeit überbrücken, ein bisschen Geld aufstocken und das neue Gefährt startklar machen.
Unser neues WG Zimmer ist unsere Basis. Die internationale Einwohnerschaft ändert sich willkürlich und unerwartet. Manche Mitbewohner haben sich wegen verschiedener Arbeitsschichten noch nie gesehen, andere sind Arbeitskollegen oder Untermieter der Untermieter. Die Mietkautionen und Schlüssel der Zimmer werden einfach immer weitergereicht und somit ist es eher wie ein wohnungsbasierendes Privathostel zum günstigen Preis. „ich räum dir deinen Dreck hinterher“ inklusive, Wohngefühl nicht. Die Wände sind dünn und der Fernseher laut. Ist ein Zimmer gerade doppelt belegt, hört man die Folgen davon. Manchmal mit einem Schmunzeln, manchmal will man einfach nur schlafen.
Für manche ist es ein zu Hause, für manche das Ende einer Reise und für uns der Beginn einer Neuen. Ab und zu findet man sich zusammen in der Küche, mit Gesprächen über Neuseeland und die weite Welt.

Richtige Arbeit finden für ca. 2 Monate ist schwerer als man denkt. Eine Masse von Bewerbungen und Mails an Jobagenturen hatte nur beschränkten Erfolg. Meist scheiterte es an der Tatsache, das man nur Arbeit für einige Wochen sucht. Selbst wenn man das lügenhaft auf 6 Monate umschreibt ändert sich nicht viel.
Deshalb: auf in die Bars. Nicht zum Betrinken, sondern zum Bedienen. Ich bin somit kurzfristig zum Kellner eines recht noblen, belgischen Bier-Kaffees geworden. Nicht mehr lange dann dreh ich das volle Tablett auf der Fingerspitze ;-) occidentalbar.co.nz
Die Arbeit ist anspruchsvoller als man denkt. Sprachlich wird man stark gefordert, Dresscode, Umgangsformen, Kassensystem, Drinks, Nachtschichten und Stress. Frisch aus den Australischen Busch und nun serviere ich Austern mit teurem Wein.
Bitte, Danke, Gern geschehen. Trinkgeld gibt’s auch und in der Küche ist nichts vor mir sicher. Frische Fritten mit Lemongrass-Coconut Muscheln. Meins…
Auch Nicole hat ein Job in einer Bar gefunden und mixt jetzt harte Sachen für trinkwütige Massen.

Tag und Nacht gibt es nicht mehr, auch keine Sonntage. Gemischte Schichten lassen die Grenzen zwischen Tag und Nacht verfließen. Ein riesiger 24 Stunden Supermarkt hält uns zeitlos am Leben. Einkaufen nachts halb 3. Welcher Tag ist heute? Mal ist man der Anwohner der zur Business-Zeit auf Arbeit geht, mal der dunkle Schatten der von der Nachtschicht an den zahlreichen Nachtclubs vorbeizieht, mal ist man der zahlende Gast eines solchen Clubs und serviert am nächsten Tag Frühstück, Flämisch Stew und belgisches Bier. Interessant wird es wenn man ins Bett geht und der Andere gerade aufsteht. Was gibt es dann - Frühstück oder Abendbrot?

Auch bedarf es gewisser Zurückhaltung wenn man nahe der Hauptgeschäftsstraße wohnt. Gewohnheits-shoppen ist nicht gut für die Ersparnisse.
Rührt man unvorsichtiger Weise das Auto an, sucht man anschließend verzweifelt einen Parkplatz. Es gibt nur 6 freie Stellflächen im ganzen Viertel. Heiß begehrt und hart umkämpft. Wo ist bloß dieser endlose Horizont ohne ein einziges Haus oder Auto geblieben?

Eine heiße Dusche und ein Bett ist schon eine feine Sache, doch sehnen wir und nach einem „Goodbye Auckland“ Straßenschild.
Es steigt die Vorfreude auf die rauen Landschaften, auf Farnwälder und heiße Quellen, Schneebedeckte Berge und neblige Fjorde. Eine Vorfreude die Notwendig ist. Zwischendurch bin ich noch auf der Suche nach einem gebrauchten Kajak. Das Autodach ist doch noch soooo leer. Die Schönheit ist irgendwo da draußen und wir sind auf besten Weg dahin. Nur noch ein paar Wochen hier durchhalten. Ich freu mich drauf..

Tuesday, 22 July 2008

DER UMZUG

Auckland
Mittwoch, Juli 2008 1:28
S37 01.459 E174 54.654

Wir sind umgezogen. Neue Adresse: Neuseeland.


Hinter uns liegen ein paar recht chaotische Wochen. Ich habe eine Weile leider keine Zeit gefunden zum Schreiben. Das Abenteuer Tiefgarage hatte ein gutes Ende. Nach 5 Tagen hatten wir unser „mobile home“ verkauft. Mit einer Mischung aus viel Glück, tagelanger Arbeit und sehnlichen Warten haben wir Betty für 6000$ abgegeben. Wir haben vor einem Jahr 4800$ bezahlt ;-) Somit haben wir fast alle Autokosten wie Reparaturen und Versicherung wieder rein und konnten auch frohen Herzens dem Rest der Verkäufer-Verdammten einen ausgeben. Einen Tag später standen neuwertigere Geländewagen für weitaus weniger zum Verkauf. Das war knapp.

Das nächste Abenteuer hieß: Koffer packen. Wie macht man 60 Kilo zu 20 Kilo, was macht man mit 2,5 Meter langen Angeln, mit 3 Schlafsäcken, 2 Zelten, Sachenbergen und Kistenweise Ausrüstung. Einiges war uns einfach zu sehr an Herz gewachsen, um es einfach mit dem Auto zu verscherbeln. Zumal es die noch reisefrischen Käufer sowieso nicht schätzen. Umpacken, auspacken, versenden war die Lösung. Zum Glück gibt es Dinge wie „Kompressionssack“. Nebenbei liefere ich mir noch ein Wortgefecht mit der Airline per E-Mail. Wie definiert man Sportgepäck? 10 Kilo extra gibt es dann zusätzlich. Golfschläger oder Surfbrett wären ja ok, was ist mit einem Rucksack voller „hiking-equipment“?
Die Antworten waren schwammig, doch am check-in am Flughafen hilft uns dieser Mail-Ausdruck sämtliches Übergepäck kostenlos mit durch zu mogeln. Inklusive 2,50 Meter Angel. Ich konnte mich nicht trennen. Zweimal Neuseeland bitte, weiter geht’s…

Wie soll man Nein sagen. Der Flug Sydney-Auckland kam umgerechnet 160 Euro, plus ein Arbeitsvisum. Vor einem halben Jahr in Darwin hatten wir alles gebucht und beantragt. Nun war es soweit. 4 Stunden und man ist in Mittelerde. Nein, noch nicht ganz: Erst mal zum Flughafen in Sydney. Hier ist gerade Weltjugendtag, und einige Hunderttausend Pilger sind gekommen um den Erzfeind des Kondoms zu sehen.
Unser Flug ist 9:30. Wegen vorhersehbaren Verkehrs-Chaos begeben wir uns aber schon am Abend zuvor zum Flughafen und verbringen die Nacht mit einigen Anderen in der Wartehalle. Man sieht sich Filme auf dem Laptop an oder überlegt, wie man sich liegend um die Armlehnen der Sitze schlängelt. Kurz vor Flug bekommen wir noch eine Absage von unserer einzigen Unterkunft in Auckland.

Auckland, 14:30: Verspätung, Quarantäne-Check und es regnet. Zum Glück gibt es Gepäcktrollies, ansonsten könnten wir unseren Kram kaum schleppen. Mit Internet und Telefon gelingt es uns am Flughafen, ein freies Zimmer zur Miete zu finden. Mit Sack und Pack finden wir auch den Bus dahin. Mit Sack und Pack geht es weiter (2 Koffer >20Kilo, große Kraxe, 2 Rucksäcke, Kamerataschen und natürlich: 2,50 Meter Angel-Pack)
Unsere australischen Mobilfunkkarten funktionieren hier nicht und machen die Sache noch etwas interessanter. Unser Zielort ist gerade noch auf der Stadtkarte drauf. Richtig weit weg.
Im Dunkeln lassen wir uns die letzten Kilometer von den Mitbewohnern abholen.


Jetzt sind wir schon eine Woche hier und es geht voran. Es ist gerade Winter hier (klingt fast wie der erste Australien-Post von mir). Es ist recht mild und regnet ständig. Neuseeland ist nicht umsonst so grün. Unsere Wohnung ist 30 Kilometer vom Zentrum entfernt und mit Bus und Bahn versuchen wir krampfhaft ein Auto zu finden. Die Autos von anderen Reisenden fallen schon fast auseinander und haben selten weniger als 300.000 km hinter sich. Mit viel Aufwand kaufen wir nach 5 Tagen von privat. Ein langer Komplettcheck in einer Werkstatt vor dem Kauf läuft gut, also auf zur Bank. Aus den Automaten hier kommen nur Zwanziger. 3500$ in Zwanzigern. Ein Packen Geld wie im Film.
Es ist ein knallroter Mitsubishi L300 Van mit Allradantrieb. Allrad macht süchtig und frei. Wirklich! Das Auto ist liebevoll ausgebaut und mit reichlich Platz für Schlechtwettertage.
Es war das einzige der getesteten Autos, wo uns ein bisschen warm ums Herz wurde. Nach den ersten 5 Kilometern wurde auch der Motor warm. Zu warm.. ..Heiß. Überfreude?
Böse Erinnerungen werden wach. Leichte Panik kommt auf.
Der Motor ist unterm Beifahrersitz und am Rand von der Stadt-Autobahn wird gleich zur Eröffnung gebastelt. Der Kühler ist leer. Am nächsten Haus holen wir Wasser und fahren zurück zur Werkstatt. Am Ende ist doch alles ok. Den Kühler hatte einfach jemand nicht wieder aufgefüllt. Kompetenzzentrum Ozeanien.

Nun suchen wir eine Wohnung näher am Zentrum und Jobs bis zum Frühling. Danach geht es wieder los. Quer durch das Ende der Welt. Man darf gespannt sein...

(!) meine neue Telefonnummer: +64 (0) 211540079 (Vodafone New Zealand)
Alle vorherigen bis auf weiteres ungültig
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pics: unser neues Zuhause!

Friday, 27 June 2008

DOWN UNDER LEVEL 2

27. Juni 2008 14:32
S33 52.388 E151 13.554
[Sydney-Kings Cross]

Die Reise hier nähert sich dem Ende und es ist an der Zeit sich von unserem Gefährt zu trennen. Nach so vielen Erlebnissen ist es uns doch ein bisschen ans Herz gewachsen. Gerade jetzt wo es nach 2 vollen Tagen putzen und ausräumen richtig strahlt.
Die Hölle von Sydney, „car hell“ oder auch „travellers car market“
In dem link, der im letzten post steht, könnte es nicht besser beschrieben sein!! Auch wir sitzen jetzt im etwas anderen Down Under: 2 Etagen vom Sonnenlicht entfernt. Das Auto musste einen 15-Minuten Sicherheitscheck überstehen um hier angeboten zu werden. Alle Fehler werden aufgelistet. Bis auf zwei kleine Mängel kommen wir durch.

Mit 2 Meter Einfahrtshöhe ist man der nächsten Parkebene nur Millimeter entfernt. Jede Deckenlampe ein Adrenalinstoß. Unten angekommen reiht man sich zu den anderen Karren. Diese Bezeichnung trifft es genau. Hier gibt es fast kein Auto ohne einschlägige Mängel. Die Stimmung am ersten Tag war gut. Die Verkäuferschaft wird schnell zum vorläufigen Freundeskreis, es gibt für die Neuen noch viel zu erzählen. Und es gibt tatsächlich freie Drinks. Ab und zu kommt ein glücklicher Verkäufer der letzten Tage mit einer Kiste Bier vorbei, dazu israelische Kartenspiele und ein Sprachwirrwar das ganz Europa umfasst.
Die Wände dieser Etage sind übersäht hunderten kleiner Texte. Seit 15 Jahren gibt es diesen Markt hier unten und fast jeder Verkäufer hat ein kleines Andenken hinterlassen. Von „verkauft in 15 Minuten“ bis „sitzen hier unten seit 3 Wochen“ ist alles dabei. Die Masse beschreibt es mit „get us out of this hell“.

Schon am 2. Tag kann ich mich langsam dieser Meinung anschließen. Es ist ein Kerker.
In den letzten Stunden kam ein einziger potenzieller Käufer vorbei. (Für einen anderen Wagen) Der begutachtete Wagen sprang nach 20 Sekunden und ein paar Jubelpfiffen sogar irgendwann an. Da helfen auch Erklärungen nichts. Der Interessierte ist wieder auf dem Weg ins Licht.

Trotz Zeitungsanzeigen und Aushängen im ganzen Viertel warten wir neben unserem Landcruiser vergebens auf Kundschaft. Es ist keine Saison zum verkaufen. Auch die dazugehörigen 20 Kilo Campingkram und eine Diashow am Laptop wecken kaum Interesse. Aber das wird schon. Bis jetzt wurde hier fast alles irgendwann mal verkauft. Die vielen kleinen Texte vermitteln Hoffung und Schrecken zugleich.
Abends bleibt ein bisschen Zeit für Spaziergänge durch das Stadtviertel „Kings Cross“ oder das Zentrum mit seinen Wolkenkratzern. Die Skyline samt Brücke und Opernhaus ist beeindruckend und die engen Straßenschluchten dazwischen sind nicht minder überwältigend. Aber besser zu Fuß. Im Auto ist es ein Alptraum.

Nebenher ist noch viel zu erledigen. Australische Steuererklärung, Kontoschließung, Behördenkram und dergleichen. Dazu das Packen und Aussortieren. Es ist unglaublich was sich innerhalb eines Jahres so ansammelt. Soviel Kram von dem man sich trennen muss, um auf die 20 Kilo Reise-Standard-Besitztum zu kommen. Ein zusätzliches, teures Postpaket wird unumgänglich werden. Noch sind es aber 3 Wochen bis zum Flug und sollten wir bald aus dieser Gruft auferstehen, gibt es in und um Sydney noch viel zu sehen.
Wünscht uns Glück hier in der Kälte und genießt die warme Erdbeerzeit!!

Wednesday, 18 June 2008

FRASER COAST KOSTPROBE

16. Juni 2008 18:57
S24 58.747 E153 13.992
wathumba creek

Die letzte Woche on the road. Bevor wir die letzten 1000 km Richtung Sydney ansteuern haben wir uns auf Fraser Island eingenistet. Die letzte Entspannung vor dem Autoverkauf und der Hölle von Sydney
Link:
http://www.tagesspiegel.de/magazin/reise/Australien;art294,2515909
Auf dem Weg nach Fraser gab es viel zu sehen. Die Ostküste ist um vielfaches touristischer als alles was hinter uns liegt und mancherorts sucht man vergebens nach ein bischen Einsamkeit.
Trotzdem finden sich wirklich schöne Ecken, oft nach einem kleinen Chat mit den Locals.
In Townsville wurden wir von Freunden meinerseits warm aufgenommen und mit einer schicken Unterkunft einige Tage verwöhnt.
[Jenny+John: Many thanks again for the great time!!]

Über Airlie Beach, die Whitesunday Islands und das Hinterland von Mackay erreichen wir unser letztes Offroad Abenteuer mit perfektem Wetter. Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt mit wirklich bildgewaltigen Landschaften. Der Strand ist der Highway. Ein Gezeitenplan ist hier ein wichtiges Utensil. Auf schneeweißem Sand herrscht bei Ebbe ein reges Treiben von Geländewagen. Bei Flut erstarrt dies fast gänzlich. Man muss sehen dass man Land gewinnt. Ein höher gelegener Campspot oder einer der wenigen Inland-Tracks. Der Strand kann ganz schnell mal weg sein und so auch das Auto.
Das Inselinnere ist mancherorts ein üppiges Grün mit Baumriesen und buchstäblich kristallklaren Seen. Der weiße Sand ist auch hier überall und zaubert einen einzigartigen Kontrast zum Wasser oder den moosigen Urwäldern.
Wathumba Creek wird für einige Nächte unser Zuhause. Wer bei Google Earth mal von oben luncht, kann sich vorstellen warum. Zweimal täglich gibt es ein gigantisches Schauspiel. Das Wasser kommt und geht mit beeindruckender Geschwindigkeit. Bei Ebbe bildet sich eine endlose Flussmündung aus weißem Sand. Kilometerweit. Millionen von blauen Soldier-Crabs (Krabben) bevölkern den Sand. Zu Tausenden flüchten sie in alle Richtungen. Ein krabbelndes Wirrwarr von unzähligen Beinen das man es hören kann. Dazwischen schlängelt sich der Fluss der durch Tannin aus Pflanzenstoffen eine rote Farbe angenommen hat. Im flachen Wasser tummeln sich kleine, gefräßige Kugelfische und Stachelrochen. Auf letztere sollte man möglichst nicht treten, deshalb muss man unter Wasser „schlürfen“. Bei Flut drängt klares Salzwasser den Fluss zurück und die ganze Bucht füllt sich für einige Stunden komplett mit Wasser. Auch hier sollte man dann auf der richtigen Seite stehen, was man bei dieser Größe und so viel zu sehen schnell mal vergisst..

Kein Mensch campt hier außer uns. Nur gelegentlich kommt jemand auf einen Spaziergang vorbei. Keine Ahnung warum. Zu abgelegen für die Meisten, ein paar Mücken und Sandfliegen schlagen den Rest in die Flucht. Ständige Besucher sind 2 neugierige Kokkaburras (Lachvogel) die immer zum greifen nahe auf dem nächsten Ast sitzen und hoffen das ein Krümel unter den Tisch rutscht. Zum Schutz vor Dingos muss Müll und alles Essbare im geschlossenen Auto verstaut werden, das Zelt bleibt offen und leer wenn man nicht da ist. Hier haben sich noch keine gezeigt, aber Spuren sind überall. Ungesichertes Essen hat einige dieser Wildhunde hier aggressiv werden lassen und ein paar ungesicherte Kinder wurden zum Snack. Warnschilder stehen überall. Man soll im Busch auch nicht allein pinkeln gehen. Welch intimes zusammenleben…
Zwischendurch wird am Auto geputzt, geschraubt und ausgebessert. Nicht mehr lange, dann glänzt es mit einem „for sale“ Schild für die nächsten Kandidaten.
Auch die warmen Tage sind vorbei. Mit jedem Kilometer südwärts steuern wir dem Winter entgegen. Nachts rutscht es schon mal unter 10°C (Brrrrr! ;-)) und mit kalter Nase im Schlafsack träumt man sich ein paar Monate zurück wo wir bei über 35°C nachts zerflossen. Warscheinlich träumten wir dort von kalten Nasen…
Pics: (1) Lake McKenzie; (2) Soldier Crabs; (3) Tannin gefärbtes Wasser; (4) Kookaburra; (5) Soldier Crabs; (6) nähe Central Station / Fraser Isl.

Tuesday, 27 May 2008

CAIRNS

23.Mai 2008 11:55
S16 55.108 E145 46.560

Städte sind immer wie Magneten. Sie halten einen fest, ob man will oder nicht. Cairns verschlingt uns einige Tage und die Reisekasse gleich mit. Nach dem Buschleben wird der Einkaufswagen in den großen Supermärkten besonders voll. Es gibt an jeder Ecke lecker asiatisches Essen, frisches Sushi oder Eis. Man kann nicht widerstehen. Alte Suchtgefühle stillt ein fast kostenloser Internetzugang. Man plant früh eine Stunde für ein paar Mails, bis die Straßenlichter draußen angehen und ein knurrender Magen einem sagt, das es etwas länger geworden ist. Nicole kauft sich auch noch nen kleinen Laptop, ein weiteres Kilo Technik im Auto. 2 Computer, 4 Festplatten, Kilometerweise Kabel und Adapter, GPS und 3 Kameras ist schon nicht ganz normal. Reisen 2008. In ein paar Jahren passt das alles in eine Hosentasche. Hoffentlich…
Das Great Barrier Reef ist von Cairns aus sehr nahe. Eines der Naturwunder dieser Welt und vielleicht ein Muss einer Australienreise. Die tausend Prospekte der Reiseveranstalter stoßen uns ab, doch wir buchen schließlich einen Tauchtrip. Das Wasser am Riff ist türkisblau und klar, keine Wolke am Himmel. Nach einigen Einweisungen sind wir in einem anderen Element. Als Tauch-Anfänger vereinnahmt die Ausrüstung unter Wasser einiges unserer Aufmerksamkeit, doch es ist ein Wahnsinns Gefühl. Ein Ort wo man eigentlich nicht hingehört, mit Druck von allen Seiten und doch fast schwerelos..
Sicher fragt sich der ein oder andere wie wir das hier so geldtechnisch meistern. Nun, ich will es mal ein bisschen offen legen: Natürlich bestimmt die Art von Reise, wie viel man sich leisten kann. Kann man sich nicht viel leisten, muss man aber nicht zwangsweise seine Erwartungen runterschrauben. Vielmehr seine Lebensweise.
Das wir in fast 9 Monaten nur eine Woche für Unterkunft bezahlt haben ist nur ein Punkt. Gibt es zum übernachten nur einen Resort in der Nähe, stehen wir wahrscheinlich daneben. Lieber fahren wir abends ein paar Kilometer aus der Stadt an einen leeren Strand, als uns in ein 10-Mann Hostel Zimmer zu zwängen und anstatt eines schicken Miet-Campervans haben wir unsere Do-It-Yourself Rostlaube, an der garantiert immer etwas zu tun ist. Aber sie bringt uns `rum und es wäre ehrlich gesagt auch manchmal nicht dasselbe Abenteuer, wenn man nicht ständig was zum basteln hätte. Ach ja, die Dusche. „Draußen“ ist es der Wassereimer, der Kanister auf dem Dach, ein klarer Bach oder das Meer, der Wasserhahn an einem Roadstop oder die rostige Dusche vom Roadhouse. In zivilisierten Gefilden geniest man das warme Wasser vom Caravan-Park, und geht zum Hintereingang hinaus, wo man hergekommen ist. Oder es gibt Luxus-Duschen am Strand.
Auf dem Benzinkocher wird das Abendbrot kreiert. Manchmal recht ausgefallen, und ab und zu etwas eintönig. Das gehört dazu. Der eine oder andere gefangene Fisch dazu, oder lecker Fleisch was hier recht günstig ist, ab und zu mal „Essen gehen“. Da bleibt viel übrig für andere Sachen und man kommt mit seinen paar Kröten einige tausend Kilometer weit, von denen jeder ein anderes kleines Erlebnis ist. Manchmal fehlt ein bisschen Luxus, manchmal ist man stolz auf diese Einfachheit und Unabhängigkeit. Keine Miete, kein Strom, keine Nebenkosten (außer Schokolade und ein paar Drinks) und kein Wecker früh, sofern man nicht das Meer im Morgenlicht fotografieren will.
Das Geld ist natürlich nicht alles, aber ohne kommt man nicht weiter. Ich will nur sagen, dass sich eigentlich fast jeder so eine Auszeit leisten kann, ohne arm zu werden. Reist mal wieder!
Ha, was haben wir für ein Leben. Leider gewöhnt man sich auch daran, sucht ewig den perfekten Platz zum Bleiben, wenn ein guter in Reichweite ist. Manchmal muss man einfach seine Sucht überwinden, alles zu perfektionieren. Ab und zu muss man sich förmlich zwingen, das Chaos im Auto zu übersehen oder das Gegrübel um die Zukunft vergessen und den wundervollen Ort zu genießen, an dem man gerade steht.
Der Lagebericht heißt diesmal: Regen! Tully, der nasseste Ort Australiens ist nur 30 Kilometer entfernt und man spürt es deutlich. Vor 5 Jahren hab ich dort in den Bananenplantagen gearbeitet, und es war auch nicht trockener. Wir stehen nahe Mission Beach, 2 Schritte von Auto das Meer. Ein „Autotag“ weil es regnet. An der Batterie saugen die Rechner, lesen, schreiben, Musik und Knabbereien, Standspaziergang und neue (gebrauchte) Radlager säubern. Die Schmuckstücke bau ich ein, sobald die Sonne wieder scheint. Bis dahin schreib ich euch….
pics: (1) dive trip; (2) cairns lagoon; (3) what the * is that?; (4) Mt Bartle Frere (1600m) Queenslands highest mountain