Wednesday, 13 August 2008

CITY OF SAILS

Auckland, Anzac Street
Mittwoch, 13. August 15:41
S36 50.800 E174 46.313


Inzwischen sind wir fester Bestandteil der Innenstadt. In einer recht lebhaften WG haben wir ein Zimmer gefunden. Mitten in der City. Zwei Ecken weiter türmen sich die Wolkenkratzer und hektischer Verkehr drängt sich durch die Häuserschluchten. Ein ganz anderes Leben auf einmal. Man freut sich auf den Ausweg..

Der Stadtkern war unsere beste Chance zur Arbeitssuche. Wir wollten die Winterzeit überbrücken, ein bisschen Geld aufstocken und das neue Gefährt startklar machen.
Unser neues WG Zimmer ist unsere Basis. Die internationale Einwohnerschaft ändert sich willkürlich und unerwartet. Manche Mitbewohner haben sich wegen verschiedener Arbeitsschichten noch nie gesehen, andere sind Arbeitskollegen oder Untermieter der Untermieter. Die Mietkautionen und Schlüssel der Zimmer werden einfach immer weitergereicht und somit ist es eher wie ein wohnungsbasierendes Privathostel zum günstigen Preis. „ich räum dir deinen Dreck hinterher“ inklusive, Wohngefühl nicht. Die Wände sind dünn und der Fernseher laut. Ist ein Zimmer gerade doppelt belegt, hört man die Folgen davon. Manchmal mit einem Schmunzeln, manchmal will man einfach nur schlafen.
Für manche ist es ein zu Hause, für manche das Ende einer Reise und für uns der Beginn einer Neuen. Ab und zu findet man sich zusammen in der Küche, mit Gesprächen über Neuseeland und die weite Welt.

Richtige Arbeit finden für ca. 2 Monate ist schwerer als man denkt. Eine Masse von Bewerbungen und Mails an Jobagenturen hatte nur beschränkten Erfolg. Meist scheiterte es an der Tatsache, das man nur Arbeit für einige Wochen sucht. Selbst wenn man das lügenhaft auf 6 Monate umschreibt ändert sich nicht viel.
Deshalb: auf in die Bars. Nicht zum Betrinken, sondern zum Bedienen. Ich bin somit kurzfristig zum Kellner eines recht noblen, belgischen Bier-Kaffees geworden. Nicht mehr lange dann dreh ich das volle Tablett auf der Fingerspitze ;-) occidentalbar.co.nz
Die Arbeit ist anspruchsvoller als man denkt. Sprachlich wird man stark gefordert, Dresscode, Umgangsformen, Kassensystem, Drinks, Nachtschichten und Stress. Frisch aus den Australischen Busch und nun serviere ich Austern mit teurem Wein.
Bitte, Danke, Gern geschehen. Trinkgeld gibt’s auch und in der Küche ist nichts vor mir sicher. Frische Fritten mit Lemongrass-Coconut Muscheln. Meins…
Auch Nicole hat ein Job in einer Bar gefunden und mixt jetzt harte Sachen für trinkwütige Massen.

Tag und Nacht gibt es nicht mehr, auch keine Sonntage. Gemischte Schichten lassen die Grenzen zwischen Tag und Nacht verfließen. Ein riesiger 24 Stunden Supermarkt hält uns zeitlos am Leben. Einkaufen nachts halb 3. Welcher Tag ist heute? Mal ist man der Anwohner der zur Business-Zeit auf Arbeit geht, mal der dunkle Schatten der von der Nachtschicht an den zahlreichen Nachtclubs vorbeizieht, mal ist man der zahlende Gast eines solchen Clubs und serviert am nächsten Tag Frühstück, Flämisch Stew und belgisches Bier. Interessant wird es wenn man ins Bett geht und der Andere gerade aufsteht. Was gibt es dann - Frühstück oder Abendbrot?

Auch bedarf es gewisser Zurückhaltung wenn man nahe der Hauptgeschäftsstraße wohnt. Gewohnheits-shoppen ist nicht gut für die Ersparnisse.
Rührt man unvorsichtiger Weise das Auto an, sucht man anschließend verzweifelt einen Parkplatz. Es gibt nur 6 freie Stellflächen im ganzen Viertel. Heiß begehrt und hart umkämpft. Wo ist bloß dieser endlose Horizont ohne ein einziges Haus oder Auto geblieben?

Eine heiße Dusche und ein Bett ist schon eine feine Sache, doch sehnen wir und nach einem „Goodbye Auckland“ Straßenschild.
Es steigt die Vorfreude auf die rauen Landschaften, auf Farnwälder und heiße Quellen, Schneebedeckte Berge und neblige Fjorde. Eine Vorfreude die Notwendig ist. Zwischendurch bin ich noch auf der Suche nach einem gebrauchten Kajak. Das Autodach ist doch noch soooo leer. Die Schönheit ist irgendwo da draußen und wir sind auf besten Weg dahin. Nur noch ein paar Wochen hier durchhalten. Ich freu mich drauf..

1 comment:

Anonymous said...

Oje, das ist mein Alptraum von Arbeitsleben, wenn man kein Ende mehr sieht und sich nicht mal auf das Wochenende freuen kann! Aber Ihr freut Euch ja auf ide Weiterrreise, insofern kann man das bestimmt auch aushalten :0)

Viele Grüße aus Dresden
von Olga, welche sich tierisch auf den Freitag und danach aufs WE freut :0)