Thursday, 13 November 2008

DER WEG NACH SÜDEN

**Sorry für die langen Update-Zeiten. Es gibt einfach zu viel zu tun und mit einer schwachen Autobatterie bin ich vorerst an Steckdosen gebunden, die nicht überall im Busch wachsen**

Der Boden vibriert. Die Tastatur zittert. Am Fenster verschwimmen die Lichter von Wellington. In drei Stunden wird sich die Fähre durch die Fjorde des Queen Charlotte Sound zwängen und unsere Reise auf der Südinsel beginnt.
In den letzten Wochen haben wir einen Grossteil der Nordinsel erkundet und uns in einige extreme Aktivitäten gestürzt. Es begann mit einer warmen Dusche in unserer alten Wohnung in Auckland. Ein paar alte Mitbewohner freuten sich über unsere Reisestorries und wir über warmes Wasser. Ein seltsamer Ort. Eine Art „Zwischenzuhause“ mit gemischten Erinnerungen. Nach ein paar Stunden brechen wir wieder auf. Die Skyline der City scheint durch das Fenster als wir die Nacht am Yachthafen verbringen. Nach ein paar Tagen führt unser Weg durch die Inselmitte. Neben kristallklaren Seen dampft und brodelt es, ein Geruch fauler Eier liegt manchmal in der Luft. Heiße Quellen, dampfende Erdlöcher und brodelnder Schlamm kann man vielerorts bestaunen. Rotorua ist das Zentrum dieses Geothermischen Gebiets. Viele Motels werben mit heißen Mud-Pools und selbst mitten im Stadtpark dampfen warme Seen und Quellen. Ein Interessantes Treiben was natürlich auch gut vermarktet wird. Wir verzichten auf ein paar „heiße Highlights“ die wir nicht mit hundert Anderen teilen wollen und suchen unsere warme Brühe selbst. Kerosene Creek nennt sich unser einsamer Übernachtungsplatz und wie der Name schon verrät riecht auch dieser heiße Bach sonderbar. Trotz des Geruchs ist das badewannenwarme Wasser ein Genuss und frisch gebadet geht es weiter nach Taupo. Drop Zone Taupo..

DROP ZONE

Das Wetter war perfekt und die Entscheidung viel schnell. Ein paar Stunden nach der Ankunft stehen wir mit rotem Overall, Gurten, Lederhäubchen und Plexiglasbrille am Sportflughafen. Die nächste Maschine ist unsere. Die Sitze sind definitiv keine erste Klasse. Auf zwei Längsbänken sitzen dicht gedrängt 13 Irre. 7 davon sogar beruflich. Die anderen 6 schauen mit etwas gemischten Gesichtern auf Taupo und die umliegenden Berge die mittlerweile recht klein unter uns geworden sind. Man sagt „hallo“ zu seinem neuen Anhang der sich nun anfängt an einen hinten dran zu schnüren und nach ein paar Minuten lustiger Zweisamkeit gibt man ihm sozusagen sein Leben in die Hand. Die Tür fliegt auf, recht windig da draußen. Kein zurück nun mehr, vor mir leeren sich die Plätze. Häubchen auf, Kopf nach hinten, exit Foto, das Flugzeug noch kurz im Augenwinkel, Arme breit, freier Fall - - -
Ein neues Element, ein Adrenalinstoß, ein Gefühl so unvergesslich wie unbeschreiblich. Fast eine Minute bis sich der Fallschirm schließlich öffnet und man der Erde wieder entgegenschwebt.


LUCKY STRIKE

In ganz anderen Elementen finden wir uns ein paar Tage später. Auf dem Weg zur Küste stoppen wir im Höhlenparadies Neuseelands. Nicole begibt sich auf zwei organisierte Höhlentouren, „Caving“, auf die ich vorerst verzichte. Jeder Spaß kostet natürlich seinen Preis und alles geht eben nicht immer. Mein neues Spielzeug war auch nicht gerade billig. Während Nicole durch unterirdische Schluchten kriecht jage ich auf den grünen Wiesen darüber Kaninchen mit dem neuen Gewehr. Mit der Erlaubnis des nächsten Farmers wird die hüglige Weide zu meinem Jagdrevier. Das Zielfernrohr bedarf aber noch einiger Einstellung und etwas Übung fehlt natürlich auch. Die Kaninchen lachen sich kaputt wie der Daniel vergebens durch die Wiesen kriecht. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße.

Nicoles Höhlenabenteuer klingen doch verdammt gut, wobei ich kein Freund von gebuchten Touren bin. Es findet sich ein kleiner Anbieter der sich mit seinen schicken Prospekt klar von normalen Touristentouren distanziert und am nächsten Tag wissen wir auch warum. Kein schicker Shuttlebus am Morgen. Es kommt ein alter Jeep mit lustigen, barfüßigem Höhlenguide mitsamt Hund. Gefällt mir. 20 Minuten Fahrt zu „Lucky Strike“ - der Name der Höhle. Es gibt keine warmen Neoprenanzüge. Damit könne man nicht klettern. Das klingt verheißungsvoll. Anstelle bekommt man löchrige Thermowäsche, Overall, Klettergurt und Helme samt wasserdichter Stirnlampen. Nach paar Mal draufhaun gehen diese auch an. Alles ist recht familiär. Unsere kleine Expedition ist nur 4-Mann stark. Nach einem Kletter-Crashkurs geht es samt Montur zum unscheinbaren Höhleneingang ein paar Schritte über die nächste Wiese und binnen Minuten finden wir uns in einem dunklen Labyrinth bizarrster Formen wieder. Enge, tiefe Spalten, unterirdische Bäche und dunkle Gänge. Der Guide lässt uns freie Hand und zeigt uns meistens nur den Weg. Wir klettern Seile mit Steigklemmen auf, Seilen in Wasserfällen ab, zwängen uns durch beklemmende Engen. Ein adrenalinreiches Erlebnis. Es ist nur der Anfang. Nach einem Snack samt warmen Tee irgendwo da unten heißt es: Um den Ausgang zu finden müsst ihr gegen den Wasserstrom laufen. Als Team müsst ihr den Weg zum Ausgang selbst finden. Mit gemeinsamer Hilfe kämpfen wir uns gegen das Wasser bis der unterirdische Bach in einem engen Loch verschwindet. Kein Weiterkommen. Unser Guide, der sich unbemerkt im Hintergrund gehalten hat, taucht nun wieder auf und versichert uns: Das ist der Weg. Luft anhalten und durch… Nach über 4 Stunden wird es wieder Licht. Tage später lesen wir in einen Zeitungsbericht das eine erfahrene Höhlenkletterin in dieser Höhle abgestützt ist und mit gebrochener Hüfte geborgen werden muss. Die Höhle wird als eine der anspruchvollsten kommerziell zugänglichen Höhlen Neuseelands beschrieben und wir sind doch etwas stolz auf diese unvergessliche Tour.

SCHNEE IN MORDOR

Tongario National Park ist eines unser nächsten Ziele. Vielleicht besser bekannt als „Mordor“ und „Mt Doom – der Schicksalsberg“ aus dem Meisterwerk Herr der Ringe. Am Tongario River warten wir ein paar Nächte auf besseres Wetter. Ein Raftingunternehmen riet mir davon ab, aber ich konnte es nicht lassen: Mit Schwimmweste und Herzklopfen lasse ich unser sit-on-top Doppelkajak im Wildwasser Stufe I-III zu Wasser. Das Boot ist für dieses Unterfangen etwas ungeeignet. Es wird eine Wahnsinnsfahrt. Manche Stromschnellen schleudert es das schlecht manövrierfähige Kajak rückwärts hinunter und zweimal lande ich in der eisigen Strömung. Es ist ein riesen Spaß und ich kann mich vor Begeisterung kaum retten.

Bei günstigem Wetter beginnt der Gipfelsturm in den alpinen Tongario NP. Allseits bekannt ist der Weg auch reichlich überlaufen. Die Massen verschwinden gänzlich, als ich solo auf einem unmarkierten Seitenpfad zum Gipfel des Schicksalsbergs aufbreche (Mt. Ngauruhoe, 2291m). Die Steigung ist gute 45 Grad und man hat die Wahl zwischen vereisten Schneefeldern oder rutschigen Geröllhängen. Der Wind hat aus Eis und Schnee spektakuläre Formen geschnitten und aus Steinsspalten zischt heißer Dampf. Über eine Stunde hält mich der Blick über die Wolken. Erst gegen Abend erreiche ich fix und fertig das Auto. Vor schneebedeckten Bergen gibt es morgens Frühstück und dazu einen lähmenden Muskelkater...

pics: (1) Blick von Mt. Ngauruhoe Gipfel; (2) skydive Taupo; (3-5) caving Lucky Strike Cave. pictures by Absolute Adventure Limited. http://www.absoluteadventure.co.nz (6) Nicole nach der Höhlentour; (7) kayaking Tongario River; (8-9,11) Mt. Ngauruhoe; (10) Frühstücksblick

1 comment:

Anonymous said...

Hi Daniel, ichahbe schon beim Lesen erhöhte Adrenalinwerte bekommen :0)) Es hört sich alles echt toll an, danke, dass du darüber so interessant berichtest, denn so kann ich meine Erfahrungen zumindest theoretisch machen. Praktisch mache ich sie eher im nächsten Leben ;0)
Liebe Grüße aus zugeschneitem Dresden
Olga