Monday 29 September 2008

DER AUFBRUCH

Auckland, Anzac Street
Montag, 29. September 03:14
S36 50.800 E174 46.313

Zweimal raus hier bitte, aber schnell…
Die Ereignisse der letzten Tage waren schlichtweg erschlagend, fraßen uns bodenlose Löcher in den Bauch und nagten an unserer Lebensfreude. Es begann mit einem ausgeprägten Lachen in Daniels Gesicht als er in seinen 2 freien Tagen das Kajak abholte und unter wolkenlosem Himmel in den nächsten Fluss warf. Ein schöner Tag.

Im zähen Verkehrsfluss der Innenstadt fuhr das Kajak auf dem Autodach Richtung Mietwohnung. Irgendwie muss es für eine Weile da rein. Auf der Straße ist es nicht sicher. Knapp 4 Meter Kajak wollen aber nicht das Treppenhaus passieren und schon gar nicht die Haarnadelkurve im Flur. Deshalb folgte eine kleine Improvisationsshow im Berufsverkehr. Das knallblaue Boot wandert per Seil vom Auto über das Vordach die Hauswand entlang und verschwindet im Wohnzimmerfenster. Leider geht eine Scheibe dabei drauf. Scherben bringen Glück? Vielleicht hätte ich noch mehr zerbrechen sollen. Es gab nämlich einen Termin für eine Wohnungsbesichtigung der Hausverwaltung in 2 Tagen.

Halb so wild. Erst mal auf Arbeit. Wegen eines unbezahlten Drinks zum stolzen Preis von 4,50$ an einen anderen Mitarbeiter gibt es Ärger. Ein Ärger den keiner so richtig fassen kann. Drei Tage (!) wird debattiert und bei einem entscheidenden Gespräch muss ich doch sogar schmunzeln. Hätte ich meine Beurteilung doch nur etwas eher beantragt. Mit großem Trara werde ich 5 Tage vor eigentlichem Arbeitsschluss gekündigt. Das Exempel ist statuiert. Ich hatte alle Schuld auf mich geladen und damit einem Kollegen den Job gerettet. 5 Tage ist kein großer Verlust, doch die Nerven sind blank und die brennende Wut wird im Pub nebenan samt Kollegen ertränkt.

Zumindest habe ich nun etwas Zeit um Nicole mit Ihrem Job zu helfen. Wir haben herausgefunden, dass sich ihr Arbeitgeber die Steuern wahrscheinlich in die eigene Tasche steckt anstatt sie zu bezahlen. Nicht nur, dass er Sie damit vom Gehalt her betrügt – Bei einer Steuererklärung würden wir dann für seine Fehler zur Kasse gebeten. Irgendwas ist faul, der Chef ist förmlich auf der Flucht vor Nicoles Fragen und setzt sie 3 Tage vor ihrem letzten Arbeitstag vor die Tür. Deja vu? Willkommen bei den Arbeitslosen. Wir hetzen Ihm die Steuerbehörde und diverse Vereinigungen hinterher und hoffen nun auf eine Lösung. Und wir können uns zusammen um andere Probleme kümmern. Das abgeschleppte Auto zum Beispiel.

Die kreativen Leute vom Bau hatten einen Meter hinter unserem Auto ein Parkverbotsschild aufgestellt und die nächste Abschleppbude hat sich das Auto gekrallt. Und mir wäre schon fast langweilig geworden. Unser knallroter Van findet sich mit Hilfe der Polizei aber noch in der selben Nacht und wartet nun so gespannt wie wir auf den Startschuss. Morgen irgendwann. Wenn nichts dazwischen kommt. Das Kajak muss ja noch irgendwie die Hauswand runter. Bloß nicht an die Scheibe kommen! Der Kitt ist noch frisch…

pics: (1) highway bridge (2) das hektische, belgische Restaurant (3) Nicoles Gemisch-Laboratorim (4) das erste Bild vom Kajak aus (5) Stadtlandschaft

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