Sunday, 15 March 2009

ZIELLINIE

Blockhouse Bay-Auckland
Sonntag, 15.März 2009 17:35
S36 54.449 E174 42.345

Kein Weg führt vorbei, nur mitten durch. Auckland Teil III, Endstation, bitte kurz und schmerzlos. Die letzten Tage waren schön, doch die innere Ruhe ist weg. Reist man 3 Wochen, wird man vielleicht am vorletzten Tag unruhig. Reist man Jahre, fängt das schon Wochen vorher an. Es verknotet sich der Bauch bei Gedanken wie Autoverkauf und Wohnungssuche, vor Großstadthektik und vor dem gezwungenen Aussortieren einer fahrenden Rümpelkiste.

Frisch angekommen, wird erst einmal die Lage inspiziert.
Es ist Saisonende und auf den ehemals spärlich besetzten Automärkten quälen sich nun zahlreiche frustrierte Reisende mit ihren rostigen Lauben und einer nicht vorhandenen Käuferschaft. Zum Herbstbeginn fängt kaum noch einer an zu Reisen, die Preise sind im Keller, die Gesichter lang. Aufgereiht stehen sie da. Die treuen Sorgenschlitten einer multinationalen Verkäuferbande. So viele unvergessliche Erlebnisse haben sie ermöglicht und nun will sie keiner haben. Täglich werden es mehr. In den Hostels türmen sich die Verkaufaushänge zu dicken Stapeln. Von den Abreißschnipseln mit Telefonnummer fehlt fast nirgends eins, die Preise sind mehrmals durchgestrichen. „leaving soon! last offer!“Wir haben schon von Autos am Flughafen gehört, wo noch der Schlüssel steckt. Die Besitzer hatten wohl einen recht engen Zeitrahmen oder einfach keine Nerven mehr.

Mein Knoten im Bauch wird fester und lässt den Morgenkaffee nur langsam weiterrutschen. Wir hatten gerade für fast 400$ die gerissene Frontscheibe wechseln lassen um durch den TÜV zu kommen, das Konto ist inzwischen Flach wie die Canterbury Plains, und eine günstige Wohnung ist nicht in Sicht.
Wir bereichern die Stapel der Verkaufs-Aushänge mit unserer Deluxe-Farbfotoversion, Kayak inklusive. Unser Preis ist doppelt so hoch wie die meisten anderen. 5500 Ist unser Ziel. Ein Versuch, wir haben Zeit. Mit etwas Glück findet sich ein schönes freies Zimmer außerhalb des Zentrums. In 5 Tagen frei. Wir flüchten noch am selben Tag aus der Stadt an einen schönen Strand im Norden und trauen uns erst zur Zimmerübergabe zurück.

Das schöne Haus mit Garten steht inmitten von zigtausend anderen Häusern mit Garten, doch schafft es ein vorläufiges „zu Hause Gefühl“. Die kleine Fellrolle von Hund einer Mitbewohnerin vergewaltigt gleich mal mein Bein und steht danach ganz fertig da, es gibt 24/7 Internet und die selten gewordenen Annehmlichkeiten des „normalen“ Lebens wie Kühlschrank und Badewanne.
Das Auto wird zuerst gebadet, im Zimmer türmt sich das Inventar zu Bergen. Im Internet entsteht eine Anzeige aus den allerfeinsten Autobildern und langer Zubehörliste. An der Beschreibung formuliere ich mir stundenlang die Finger wund, jedes Wort muss sitzen. Es geht um alles, die Konkurrenz ist heftig. Das Telefon blieb bis jetzt stumm, dafür knurrt der Hund mit meinem Hosenbein im Maul.

Es ist Freitag: Der erste Anrufer. ..Wohnt 100 Kilometer weiter und kommt mit seiner Frau zum ansehen. Heute! Bitte, Danke, Gern geschehen, Bis später..
Ich frage mich, ob sich 100km durch Auckland am Freitagabend für unser Auto lohnen und knabber mir die Nägel ab.
Da stehen Sie nun. Sie hat generell kein Interesse, Er fragt mir Löcher in den Bauch. Mit einem “das wird nie was“ Gefühl kurven wir kurz um den Block. „Wir könnten einen Scheck ausstellen oder online überweisen. Wären 5000 ok?“ Ich kann die Kinnlade gerade noch halten.

Bei einem Kaffee im Haus wird online überwiesen und Papierkram ausgefüllt. Da ist er wieder, der Knoten im Bauch. Das ist alles so schräg. Irgendwas stimmt hier nicht. Sie kommen von sonst wo und kaufen sofort. Es ist Freitagabend, keine Bank hat offen, es gibt nirgendwo Cash, am Automaten höchstens 800$. Onlinebanking, keine Sicherheit für uns, keine Zulassungsstelle hat offen und auch kein Post-Office. Absicht?
Im ersten Ausralienurlaub hatte ich mit einem Käufer zu kämpfen, der seine Überweisung über Nacht zurückgezogen hatte.
Ich klammere mich an die Bestätigung der Überweisung am Bildschirm und widerwillig überlassen wir ihnen unsere geliebte Wohnung auf Rädern. Seltsamer kann man sich kaum fühlen.

Beim genaueren checken der Bestätigung finde ich später zufällig die mitkopierten Kontostände der Käufer. Kredit 145.000$ -minus! Mein Magen rutscht mir ins Hosenbein wo der Hund kaut. Wir wühlen das Netz nach Namen, Stadt, Beruf und finden nicht viel. Die Bank sagt uns am Telefon diese Überweisung kann bis Dienstag dauern.
Wir zermartern uns die ganze Nacht das Hirn und tippen uns die Finger wund. Auf unserem Konto regt sich nichts. Irgendwann geben wir auf und schlafen ein.

Kaum ist am Morgen das erste Auge offen, wandert die Hand zum Laptop. Kann man nicht mal Glück haben? Im folgenden Frühstück war unser Grinsen breiter als die lappigen Toastscheiben..

Die Badewanne macht nun gleich vielmehr Spaß, das Bier vom entfernten Supermarkt zu schleppen weniger. Mit so einem schnellen Verkauf hatten wir nicht gerechnet und nun haben wir noch fast einen Monat Zeit. Wir planen noch ein paar Touren mit Rucksack oder Mietauto. Die letzten Sommertage genießen. Bitte schon mal anwärmen zu Hause, die Sonne bringen wir mit..

pics: (1) Auckland City; (2+3) Pasifika Festival in Auckland; (4) zu verkaufen: Küche, Wohnzimmer, Kleiderschrank, Auto, Eigenheim.

Saturday, 28 February 2009

WET & WILD


Nach Steppenstaub und dem Einbahnstraßen-Chaos von Christchurch zieht es uns wieder einmal ans Meer. In einem Schwarm von hunderten Delphinen findet sich Nicole bald wieder. Mit Neoprenanzug und Schnorchelset mitten durch. Arme anlegen, Beine zusammen, schlängelnd zappeln und ein lautes uiiiiiiiiiii bitte. Wer hier wen unterhält, darüber kann man sich streiten, aber beide Seiten haben ihren Spaß.

Ich rücke derweil den Robben auf die Pelle. Mit dem Kajak geht es die felsige Küste entlang, wo sich zwischen Kelp und Wellenspiel zahlreiche dieser Wasserakrobaten tummeln. An Land so träge und plump sind sie im Wasser schneller als man den Kopf drehen kann. Sie schießen unter dem Boot hin und her, drehen Pirouetten und stecken die Köpfe neugierig aus dem Wasser. Um das ganze in Robbenperspektive zu sehen, schnorchel ich auch eine Runde mit.

Hallo Sandfliegen, da sind wir wieder…
Von Kaikoura geht es wieder in die Berge. In Neuseeland ist praktisch alles um die Ecke und nach einem Tag fahren wir über den Lewis Pass wieder durch dickes Grün samt hungrigen Plagegeistern. Abhängig vom Wetter ist es mancherorts so schlimm, dass wir uns kaum aus den Auto trauen. Man wird förmlich aufgefressen. In den Bergen um Murchiston finde ich ein richtiges kleines Nugget im Bach und bin für die nächsten Tage erst mal „beschäftigt“ ..

Fast jeder Neusslandbesucher dürfte irgendwann mal ein Possum sichten, sei es als nächtlicher Besucher beim Camping oder aber wenigstens als „roadkill“ am Straßenrand. Manche Straßen sind förmlich gesät mit mehr oder minder in die Länge gezogenen Possums. Neben so manch nicht heimischen Getier oder Unkraut, wird das Possum als die größte eingeschleppte Pest angesehen und mit allem Mitteln gejagt und bekämpft. Täglich sieht man Schilder die vor ausgelegtem Gift und Fallen warnen. Das dabei eingesetzte 1080 Zyankali ist nicht überall beliebt und diverse Gruppen protestieren nicht grundlos gegen die flächendeckende Vergiftung. Ursprünglich von Australien eingeschleppt erfreuen sich nun mittlerweile 70 Millionen Possums an dem saftigem grün der Wälder. 70 Millionen Possums fressen pro Nacht ca 20,000 Tonnen Vegetation samt darin brütender Vögel. Ohne natürliche Feine fressen sie Neuseeland förmlich auf.

Grund zum schmunzeln hat man in manch kitschigem Touristenladen, wenn aus wilden Possumfellen abstrakte Souvenirs entstehen. Fell-Einlegesolen, flauschige Handschuhe, teure Possum-Merino Funktionsunterwäsche oder „Willi Warmer“ …schick schick

Auch wir sehen regelmäßig diese hungrigen Fellknäule. Würden sie doch nicht so niedlich aussehen. Bei einem nächtlichen Spaziergang im Regenwald läuft mir eins nach dem anderen über den Weg. Ich beschließe noch mal loszugehen, mit Taschenlampe und Gewehr. Nicht das erste Mal. Doch diesmal wird es „aufregend“. Die feste Absicht auf dem Weg zu bleiben ist schnell vergessen. Ich verfolge ein Possum und gehe nur wenige Schritte abseits. Der Weg, eigentlich nur ein Tramperpfad, ist mit absoluter Gewissheit ca. 20 Meter genau hinter mir. Doch ein Schritt und eine Drehung mehr, und plötzlich sieht alles anders aus. Die Lampe enthüllt nicht viel von diesem Dickicht. Wie sah noch mal der Baum aus, an dem ich grad vorbei bin? 20 Meter zurück, kein Weg. Keine Sterne und kein Mond. Mit jedem Schritt wird man unsicherer, leichte Panik kommt auf. Läuft man in die falsche Richtung, erwischt man den nächsten Weg in 20 Kilometern oder mehr.

Ich lege ein großes Kreuz aus Ästen und versuche sternförmig alle Richtungen zu laufen. In diesem Wald eine Richtung zu halten ist bei Nacht nicht gerade der "Renner". Bald finde ich mich kriechend zwischen Farn und Blätterwerk. Nicht mal das Kreuz ist wieder zu finden. Bei jedem Spaziergang schlepp ich allen möglichen Mist mit und hier fehlt auf einmal alles. Kein Feuerzeug, kein GPS, keine zweite Lampe. Dafür die schwere Knarre. Nun ja, dann eine Nacht im Wald. Hoffentlich schickt Nicole nicht gleich eine Suchmannschaft los. Auf der Suche nach dem Weg sehe ich ein paar Gloworms von weitem leuchten. Diese wurmähnlichen Larven mit ihrem klebrigen Gespinst und grünlichen Licht hängen normalerweise an Höhlendecken, aber auch an Überhängen oder Böschungen im Wald. Am Ende haben retten mich diese Viecher vor einer nassen Nacht. Die Böschung samt leuchtendem Getier war direkt am Wegesrand und nach 2 Stunden rumirren stehe ich wieder auf dem kleinen Pfad. New Zealand hunting holidays ;-) nun aber ins Bett…

pics: (1+2) dolphins @ Kaikoura; (3) sandfly invasion; (4) nz rainforrest with tree ferns; (5) brushtail possum; (6) hunting hare – fette Hasenbeute


Thursday, 5 February 2009

OUTBACK FEELINGS


..und wenn sie nicht vertrocknet sind, dann fahren sie noch heute..

Jetzt wird es aber sommerlich. So heiß, dass sogar die Katzen vertrocknen. ->pic Auf dem Weg nach Central Otago wird das üppige Grün immer seltener. Hitze, Wind und Staub erinnern eher an Landstriche aus Australien.

Während wir anfangs noch Unmassen wilder Stachelbeeren zu Marmelade machen und uns den Bauch mit Mirabellen vom Straßenrand voll schlagen, freuen wir uns Tage später über jeden trocknen Busch der Schatten spendet. Endlose Steppen von Tussock Gras wehen im Wind wie Wellen auf einem See, kaum ein Baum hält sich auf den kargen Bergen.

Neben einigen Merinoschafen fühlen sich hier besonders die Hasen und Kaninchen wohl. Es sind Tausende. Manchmal denk man der ganze Hang bewegt sich und der Boden besteht förmlich nur noch aus Hasenbohnen. Unsere Hasenkochkünste werden auch recht ansehnlich und wir essen soviel bis wir Hasen nicht mehr sehen können.

Würde man hier nach dem Weg nach Edoras fragen, würde man sogar eine ernst gemeinte Antwort bekommen. Nur finden kann man es nicht mehr. Auf einer weiten Ebene steht aber nach wie vor Mt. Sunday. Ein kleiner, schroffer Berg, umgeben von endlosen Grassteppen und den schneebedeckten Bergen der Southern Alps. Mit über einem Jahr Bauzeit wurde hier eine komplette kleine Stadt errichtet, welche als Filmkulisse für „Herr der Ringe“ diente. Schauspieler wurden ein- und ausgeflogen, ein reges Treiben. Das Set wurde wieder komplett entfernt, doch in aller Einsamkeit kann man sich die Schlachtrufe und hunderte Reiter noch recht gut vorstellen.

pics: (1) Hawkdun Ranges; (2) historical Lake Emma Hut near Mt. Somers (3) Lake Emma Hut + our car (4) still life with dried cat, found in an old homestead, hawkdun ranges ;-)

Monday, 5 January 2009

U-TURN

Dunedin
Montag, 5. Jan 2009 19:00
S45 52.361 E170 30.229

Wenn es eine Straße gibt, auf der sämtliche Mietwagen verboten sind und vor der im Reiseführer ausdrücklich gewarnt wird gibt es nur eine Entscheidung: Nichts wie hin. Auf den Spuren vom Goldrausch vergangener Jahre fahren wir entlang des alten Skippers Canyon Road in den Bergen nahe Queenstown - eine einspurige Schotterpiste in schwindelerregender Höhe. Keine Leitplanke oder ähnliches, Gegenverkehr wird zum Abenteuer.

Wir hausen ein paar Tage in dem verlassenen Goldgräberort „Skippers“ in den Bergen und bewundern, mit welchem Aufwand und Kraft die Leute hier gelebt haben. 20 Jahre hat es gedauert, den Weg hierher förmlich aus dem Fels zu hacken. Auf der Suche nach Reichtum wurde der gesamte Canyon terrassenartig umgegraben und überall finden sich rostige Reste bizarrer Maschinen.

Der Shotover River, welcher durch die Schlucht schießt, gehörte zu den goldreichsten der Welt und auch ich finde hier noch ein paar Krümel in meiner Pfanne. Vielleicht braucht man dieses Erlebnis um den alten Goldwahn zu verstehen. Ich wühle mich den ganzen Tag durch das Flussbett…
Auch mit dem Gewehr hab ich mal Glück. Die ersten Hasen kommen hier oben in die Pfanne. Hasen-Ragout auf dem Benzinkocher. Bitte die Zahnseide nicht vergessen. Ganz schön zäh die Dinger ;-)

FJORDLAND

Diese endlose Wildnis im Südwesten Neuseelands ist eine Welt für sich. Tiefe Fjorde, wolkenverhangene Berge, unzugänglich und undurchdringlich. Es war schon eine Weile mein Traum dort einige Ziele zu erkunden, doch verschiedene Umstände haben es beim Träumen belassen. Die Unzugänglichkeit wird nur durch wenige Wanderrouten durchbrochen, vom Spaziergang bis zu mehrwöchigen Unternehmungen. Rucksack packen und los, schön wenn es so einfach wäre. Größere Routen werden von einem strickten Buchungs-System reguliert um dem Ansturm der Massen gerecht zu werden. Neben hohen Transportkosten zu und von den Endpunkten der Strecken kommen noch Pflichtkosten für übertrieben luxuriöse Berghütten. Bis zu 45$ pro Nacht um mit 20 anderen „allein“ zu sein. Und auch das Auto verschlingt dann Geld auf einem bewachten Parkplatz um nicht Opfer von einem der zahlreichen Einbrüche zu werden. Insgesamt etwas enttäuschend. Selbst das unbarmherzige Wetter kann hier zum Verhängnis werden. Härtere und weniger belaufene Tracks werden nach Regen tagelang unzugänglich. Damit ihr euch das annähernd vorstellen könnt hier mal ein kleiner Vergleich: Der Jahresniederschlag von Dresden liegt etwa bei ca 650mm; vom tropischen Darwin in Australien samt flutartiger Regenzeit bei 1700mm
Milford Sound im Herzen von Fjordland bringt es auf stolze 7000mm. Ein sonniger Tag ist mehr als nur Glück. Trotz allem ist die Landschaft atemberaubend und gerade diese Unzugänglichkeit fast magisch anziehend. Ein eigenes, größeres Boot könnte Träume erfüllen, vielleicht auf einer anderen Reise..

Auch wir campierten unerlaubt erst mal bei Regen im erschreckend touristischen Milford Sound. Wenigstens spült es die Sandfliegen kurzfristig weg. Doch mit einem fast wolkenlosen Himmel am 2. Tag wird das Kajak voll bepackt und wir paddeln stundenlang den Fjord entlang. Robben und Delfine sind nur Meter entfernt und von den steilen Felswänden fließen zahllose Wasserfälle jeder Größe.

Ein anderes kleines Highlight begrüßt uns auf dem Parkplatz der einzigen Zugangsstraße. Kea`s. Extrem clevere und stark kleptomanisch veranlagte Papageien treiben ihr Unwesen mit so manch geparktem Fahrzeug. Man könnte stundenlang zuschauen. Alles in Reichweite wird abgenagt oder weggeschleppt. Lässt man die Tür offen, so hat man nachher keine Dichtungsgummis mehr; Antennen, Scheibenwischer oder die Gummis der Fensterscheiben sind genauso beliebt. Auch Berghütten oder Picknickplätze werden tyrannisiert. So mancher unvorsichtige Tramper steht früh vor seinen Schuh-Überresten; ein paar Fetzten aus Leder und Schnürsenkelstücken und im Hüttendach fehlen alle lockeren Nägel.

WEIHNACHTS-IMPROVISATIONEN

Unterwegs ist Weihnachten keine große Sache. Bei 20 Grad schmitzt die Schokolade dahin und kitschige Dekorationen zwischen Palmen und Farn bereiten Grund zum schmunzeln. Ein klarer See am Rande von Fjordland wird unser Weihnachtscamp. Aus Spaß an der Freude wird ein normaler Busch zum Weihnachtsbaum, aus Flachs entsteht lustiger Christbaumschmuck: Elche, Sterne, Fische und Flechtunfälle. Die Geschenke sind „ausgefallen“. Wir packen einfach die letzten Leckereien ein und packen sie wieder aus. So einfach ist das. Es gibt selbstgeräucherten Aal und ein schönes, knisterndes Feuer.
Der Baum begeistert auch andere, und am nächsten Morgen stehen frische Milch und ein paar Knabbereien darunter. Eine kleine Überraschung von einer abgereisten Familie.

Da ein Segelboot schon lange mein Traum war wird kurzerhand eins gebaut. Man kann sich den ganzen Tag über den See zerren lassen oder versuchen gegen den Wind zu kreuzen.

Mit dem Erreichen der Südküste endet Fjordland und weite, windgepeitschte Strände prägen die Landschaft. Vorsicht beim Spaziergang! So mancher große Stein oder Baumstamm entpuppt sich als schlafende Robbe oder gähnender Seelöwe. Kommt man zu nahe, wird man lautstark gewarnt. Wälder aus Kelp wuchern an Felsen in der Brandung, dazwischen sprießen Muscheln und heiß begehrte Paua.

Eine Herausforderung für das Kajak bieten die Wellen. Einmal überwunden ist das Meer recht ruhig und man kann zwischen Felsen und kleinen Inseln herumpaddeln. Dorthin zu kommen ist ein nasser Kraftakt. Zweimal geht es gut, beim dritten Mal erwischt mich eine dicke Welle. Die Kraft des Wassers zu unterschätzen ist leicht. Die nächste Welle reißt die Halteleine vom Boot und spült es kopfüber davon. Ich bange, wie lange die wasserdicht verpackte Kamera der Brandung standhalten wird. Mit Schwimmweste und dem Paddel noch in der Hand ist es ein Kampf gegen den Sog nach weiter draußen. Das Boot ist mittlerweile am Strand angespült und auch ich komme mit salzigem Geschmack da wieder raus.

Sylvester verstreicht fast unbemerkt an irgendeinem schönen Strand. Über viele Umwege werden wir uns nun wieder auf den Weg Richtung Auckland machen. Mit dem Wendepunkt der Reise mischt sich auch ein bisschen Heimweh und eine gute Portion Zukunftsangst. Nach anderthalb Jahren unterwegs nicht unverständlich. Zuhause wird uns vieles alltägliche wie Urlaub vorkommen, die Freiheiten und Erlebnisse unterwegs fehlen. Urlaub zu Hause? Rückkehr? - niemand weiß ob es gefallen wird. Es ist an der Zeit Familie und Freunde wieder zu sehen, aber vom Ende der Welt sind es noch viele Kilometer, die es zu entdecken gibt.

pics: (1) the cheeky kea; (2) skippers suspension bridge over the skippers canyon; (3) Mitre Peak @ Milford Sound; (4+5) kea demolition crew on milford road; (6+7) Lake Monowai & the selfmade sailboat; (8) male sea lion; (9) kelp plants; (10) Nugget Point Lighthouse in the Catlins; (11) green lipped mussels, cocked and gratinated with cheese -mhmmm; (12) wavefighting


Thursday, 11 December 2008

THE WE(S)T COAST

Wanaka
Donnerstag, 11. Dez. 2008 19:25
S44 41.801 E169 07.917

Man nehme ein paar schroffe Berge und reichlich Regenwald, ein paar Schafe, eine Prise Gold, 3 Rinder und 4 Farmer und vermengt alles im einem Topf. Dazu mischt man ein paar Wekas*, streut 1000 Sandfliegen darüber (damit bitte nicht sparen) und schäumt alles mit viel Salzwasser auf. Wenn alles gut gemischt ist, ertränkt man diesen Brei mit der 10fachen Menge Regenwasser und bläst dreimal kräftig drüber. Und schon hat man vereinfacht eine kleine neuseeländische Westküste gezaubert. Bitte gekühlt servieren! Zimtkaffee und ein gutes Buch passen perfekt dazu.

Die Westküste hier war natürlich schon serviert und wir mussten sie nur noch genießen. Nur manchmal war dies nicht so einfach. Die Landschaft ist atemberaubend und mancherorts wild. Das Meer ist auch bei schönstem Wetter tosend und rau. Der Wind peitscht über die Wellen, strandnahe Bäume haben Fönfrisuren. Die Strände selbst sind ein Sammelsurium von unzähligem Treibholz. Glattpolierte Wurzeln oder ganze Bäume würden so manche Galerie bereichern. Flüsse und Bäche sind oft von Tannin rotbraun gefärbt, und dennoch erstaunlich klar. Zu einem Schauspiel kommt es an Flussmündungen. Bei steigender Flut drängt helles Salzwasser den Fluss zurück, fast fließt er jetzt rückwärts. Wie Öl und Wasser bleiben die beiden Flüssigkeiten getrennt oder kreieren umfließende Formen.

Zu Beginn wurden wir in heftigen Regenfällen ertränkt, an einem entlegenen Strand sogar regelrecht eingeschlossen. Einen Tag zuvor hatten wir einen winzigen Bach in einer Furt durchquert. Dieser schoss nun reißend und hüfthoch über den Weg. Mit Kaffee und Keksen verkriechen wir uns ein paar Tage im Auto und verschlingen Bücher. Wehe wenn sie ausgelesen. Oder man flechtet mal etwas zur Abwechslung. Neuseeländischer Flachs wächst fast überall. Mit einer Anleitung, 8 Stunden Zeit und ein paar Knoten in den Fingern kann man daraus wunderschöne Taschen zaubern. Der Regen scheint scheinbar nur die possierlichen Wekas nicht zu stören. Wie der Kiwi sind es fluglose Vögel mit einem übersteigerten, fast respektlosen Interesse an herumliegenden Camputensilien. Die anfängliche Scheu ist schnell überwunden und der kleine Zeh wird schnell mal mit einem dicken Wurm verwechselt. Ouch! Wehe man lässt den knallgelben Abwaschschwamm irgendwo liegen. Den kann man dann in den umliegenden Büschen suchen, wo sich auch die vermisste Seifendose wieder findet.

Der raue Wind bläst einen mancherorts fast weg, zum Glück auch den ständigen Schwarm gemeingefährlicher Sandfliegen. An geschützten Stellen stürzen sich Tausende dieser obstfliegengroßen, stechenden Plagegeister auf jedes Stück unbedeckte Haut und man wird schnell zum nervlichem Wrack. Manchmal suchen wir einfach nur das Weite, verfolgt und in die Flucht geschlagen. Im Auto hängen noch 50 damit man auch die Fahrt genießt. Sprays und Cremes helfen nur bedingt. Hände und Füße sehen aus als hätte man die Masern, und man könnte sich zu Tode kratzen.

Die riesigen Gletscher weiter südlich sind nicht schwer zu finden (einfach den ganzen Mietwagen hinterher, dort wo die Helikopter kreisen ;-). Schwieriger wird es wenn man seinen privaten, kleinen Goldrausch startet und sich mit Goldwaschpfanne und Spaten auf die Suche nach ein paar Nuggets macht. Der unermessliche Goldboom vergangener Zeiten ist längst vorbei, doch findet sich an einigen Ecken noch ein Hauch davon. Ein Local zeigt mir sogar, wie er im feinen Sand am Meer Goldkrümel wäscht. Vor Jahrtausenden haben es die Gletscher bis dorthin getragen. Nach Stürmen kann man den von der Brandung zermahlen Goldstaub am Stand finden. (Ich hab ihn noch nicht gefunden). Auch in Bächen und den eisigen Flüssen soll man noch Stücken finden (Da hab ich auch noch nichts gefunden – außer Sandfliegen – aber ich arbeite dran) Der Wert von ein paar Krümeln ist nicht zu verachten. Ein Teelöffel voll bringt über 1000 Dollar. Nun habe ich mich erst mal mit einer schicken Goldwaschpfanne ausgestattet und im Netz ein paar geologische Anfänger-Tutorials ergoogelt. ->link
Auf dem Weg nach Fjordland werden wir die nächsten Tage Otago durchqueren. Genannt auch: The Gold Country. Vielleicht hat man ja mal Glück. Es sind schon Stücken von 2,5 Kilo gefunden worden ;-)

pics: (1) rainforrest with tannin colored stream; (2) flooded road; (3) our windswept coastcamp near karamea; (4) endless beach near Haast (5) franz josef glacier; (6) the weka; (7) southern alps including Mt.Cook from Gillespies beach lagoon

**hehe, hab gerade gesehen dass wir bei google maps verewigt worden. Geht mal auf http://maps.google.com und gebt S36 50.800 E174 46.313 ein. Bei "street view" gibts die street cam vom google mobil. Steht unser Auto vor der alten Wohnung ;-) **

Thursday, 13 November 2008

DER WEG NACH SÜDEN

**Sorry für die langen Update-Zeiten. Es gibt einfach zu viel zu tun und mit einer schwachen Autobatterie bin ich vorerst an Steckdosen gebunden, die nicht überall im Busch wachsen**

Der Boden vibriert. Die Tastatur zittert. Am Fenster verschwimmen die Lichter von Wellington. In drei Stunden wird sich die Fähre durch die Fjorde des Queen Charlotte Sound zwängen und unsere Reise auf der Südinsel beginnt.
In den letzten Wochen haben wir einen Grossteil der Nordinsel erkundet und uns in einige extreme Aktivitäten gestürzt. Es begann mit einer warmen Dusche in unserer alten Wohnung in Auckland. Ein paar alte Mitbewohner freuten sich über unsere Reisestorries und wir über warmes Wasser. Ein seltsamer Ort. Eine Art „Zwischenzuhause“ mit gemischten Erinnerungen. Nach ein paar Stunden brechen wir wieder auf. Die Skyline der City scheint durch das Fenster als wir die Nacht am Yachthafen verbringen. Nach ein paar Tagen führt unser Weg durch die Inselmitte. Neben kristallklaren Seen dampft und brodelt es, ein Geruch fauler Eier liegt manchmal in der Luft. Heiße Quellen, dampfende Erdlöcher und brodelnder Schlamm kann man vielerorts bestaunen. Rotorua ist das Zentrum dieses Geothermischen Gebiets. Viele Motels werben mit heißen Mud-Pools und selbst mitten im Stadtpark dampfen warme Seen und Quellen. Ein Interessantes Treiben was natürlich auch gut vermarktet wird. Wir verzichten auf ein paar „heiße Highlights“ die wir nicht mit hundert Anderen teilen wollen und suchen unsere warme Brühe selbst. Kerosene Creek nennt sich unser einsamer Übernachtungsplatz und wie der Name schon verrät riecht auch dieser heiße Bach sonderbar. Trotz des Geruchs ist das badewannenwarme Wasser ein Genuss und frisch gebadet geht es weiter nach Taupo. Drop Zone Taupo..

DROP ZONE

Das Wetter war perfekt und die Entscheidung viel schnell. Ein paar Stunden nach der Ankunft stehen wir mit rotem Overall, Gurten, Lederhäubchen und Plexiglasbrille am Sportflughafen. Die nächste Maschine ist unsere. Die Sitze sind definitiv keine erste Klasse. Auf zwei Längsbänken sitzen dicht gedrängt 13 Irre. 7 davon sogar beruflich. Die anderen 6 schauen mit etwas gemischten Gesichtern auf Taupo und die umliegenden Berge die mittlerweile recht klein unter uns geworden sind. Man sagt „hallo“ zu seinem neuen Anhang der sich nun anfängt an einen hinten dran zu schnüren und nach ein paar Minuten lustiger Zweisamkeit gibt man ihm sozusagen sein Leben in die Hand. Die Tür fliegt auf, recht windig da draußen. Kein zurück nun mehr, vor mir leeren sich die Plätze. Häubchen auf, Kopf nach hinten, exit Foto, das Flugzeug noch kurz im Augenwinkel, Arme breit, freier Fall - - -
Ein neues Element, ein Adrenalinstoß, ein Gefühl so unvergesslich wie unbeschreiblich. Fast eine Minute bis sich der Fallschirm schließlich öffnet und man der Erde wieder entgegenschwebt.


LUCKY STRIKE

In ganz anderen Elementen finden wir uns ein paar Tage später. Auf dem Weg zur Küste stoppen wir im Höhlenparadies Neuseelands. Nicole begibt sich auf zwei organisierte Höhlentouren, „Caving“, auf die ich vorerst verzichte. Jeder Spaß kostet natürlich seinen Preis und alles geht eben nicht immer. Mein neues Spielzeug war auch nicht gerade billig. Während Nicole durch unterirdische Schluchten kriecht jage ich auf den grünen Wiesen darüber Kaninchen mit dem neuen Gewehr. Mit der Erlaubnis des nächsten Farmers wird die hüglige Weide zu meinem Jagdrevier. Das Zielfernrohr bedarf aber noch einiger Einstellung und etwas Übung fehlt natürlich auch. Die Kaninchen lachen sich kaputt wie der Daniel vergebens durch die Wiesen kriecht. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße.

Nicoles Höhlenabenteuer klingen doch verdammt gut, wobei ich kein Freund von gebuchten Touren bin. Es findet sich ein kleiner Anbieter der sich mit seinen schicken Prospekt klar von normalen Touristentouren distanziert und am nächsten Tag wissen wir auch warum. Kein schicker Shuttlebus am Morgen. Es kommt ein alter Jeep mit lustigen, barfüßigem Höhlenguide mitsamt Hund. Gefällt mir. 20 Minuten Fahrt zu „Lucky Strike“ - der Name der Höhle. Es gibt keine warmen Neoprenanzüge. Damit könne man nicht klettern. Das klingt verheißungsvoll. Anstelle bekommt man löchrige Thermowäsche, Overall, Klettergurt und Helme samt wasserdichter Stirnlampen. Nach paar Mal draufhaun gehen diese auch an. Alles ist recht familiär. Unsere kleine Expedition ist nur 4-Mann stark. Nach einem Kletter-Crashkurs geht es samt Montur zum unscheinbaren Höhleneingang ein paar Schritte über die nächste Wiese und binnen Minuten finden wir uns in einem dunklen Labyrinth bizarrster Formen wieder. Enge, tiefe Spalten, unterirdische Bäche und dunkle Gänge. Der Guide lässt uns freie Hand und zeigt uns meistens nur den Weg. Wir klettern Seile mit Steigklemmen auf, Seilen in Wasserfällen ab, zwängen uns durch beklemmende Engen. Ein adrenalinreiches Erlebnis. Es ist nur der Anfang. Nach einem Snack samt warmen Tee irgendwo da unten heißt es: Um den Ausgang zu finden müsst ihr gegen den Wasserstrom laufen. Als Team müsst ihr den Weg zum Ausgang selbst finden. Mit gemeinsamer Hilfe kämpfen wir uns gegen das Wasser bis der unterirdische Bach in einem engen Loch verschwindet. Kein Weiterkommen. Unser Guide, der sich unbemerkt im Hintergrund gehalten hat, taucht nun wieder auf und versichert uns: Das ist der Weg. Luft anhalten und durch… Nach über 4 Stunden wird es wieder Licht. Tage später lesen wir in einen Zeitungsbericht das eine erfahrene Höhlenkletterin in dieser Höhle abgestützt ist und mit gebrochener Hüfte geborgen werden muss. Die Höhle wird als eine der anspruchvollsten kommerziell zugänglichen Höhlen Neuseelands beschrieben und wir sind doch etwas stolz auf diese unvergessliche Tour.

SCHNEE IN MORDOR

Tongario National Park ist eines unser nächsten Ziele. Vielleicht besser bekannt als „Mordor“ und „Mt Doom – der Schicksalsberg“ aus dem Meisterwerk Herr der Ringe. Am Tongario River warten wir ein paar Nächte auf besseres Wetter. Ein Raftingunternehmen riet mir davon ab, aber ich konnte es nicht lassen: Mit Schwimmweste und Herzklopfen lasse ich unser sit-on-top Doppelkajak im Wildwasser Stufe I-III zu Wasser. Das Boot ist für dieses Unterfangen etwas ungeeignet. Es wird eine Wahnsinnsfahrt. Manche Stromschnellen schleudert es das schlecht manövrierfähige Kajak rückwärts hinunter und zweimal lande ich in der eisigen Strömung. Es ist ein riesen Spaß und ich kann mich vor Begeisterung kaum retten.

Bei günstigem Wetter beginnt der Gipfelsturm in den alpinen Tongario NP. Allseits bekannt ist der Weg auch reichlich überlaufen. Die Massen verschwinden gänzlich, als ich solo auf einem unmarkierten Seitenpfad zum Gipfel des Schicksalsbergs aufbreche (Mt. Ngauruhoe, 2291m). Die Steigung ist gute 45 Grad und man hat die Wahl zwischen vereisten Schneefeldern oder rutschigen Geröllhängen. Der Wind hat aus Eis und Schnee spektakuläre Formen geschnitten und aus Steinsspalten zischt heißer Dampf. Über eine Stunde hält mich der Blick über die Wolken. Erst gegen Abend erreiche ich fix und fertig das Auto. Vor schneebedeckten Bergen gibt es morgens Frühstück und dazu einen lähmenden Muskelkater...

pics: (1) Blick von Mt. Ngauruhoe Gipfel; (2) skydive Taupo; (3-5) caving Lucky Strike Cave. pictures by Absolute Adventure Limited. http://www.absoluteadventure.co.nz (6) Nicole nach der Höhlentour; (7) kayaking Tongario River; (8-9,11) Mt. Ngauruhoe; (10) Frühstücksblick

Wednesday, 22 October 2008

NORTHLAND

Das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite. Ich glaube kaum. Zumindest das Gras könnte nicht grüner sein. Grün überall. Grüne Hügel, Farn und Wälder und dazwischen blinzelt das blaue Meer.

Der Umzug ins Auto war mal wieder sehr gewöhnungsbedürftig, doch in den vergangenen Wochen haben wir uns weitgehend an das neue Zuhause gewöhnt.

Der Start verlief wie der Rest des Unternehmens: sehr spontan. Am zweiten Tag entschloss sich die Wasserpumpe unseres Vans spontan zu versagen und wir haben nach einer privaten Abschleppfahrt die Nacht vor der nächsten Wald und Wiesen-Werkstatt verbracht. Am nächsten Tag gibt es die fachmännische Reparatur kombiniert mit etwas do-it-yourself um den Preis flach zu halten. Gegen Mittag erreichen wir mit Neuteilen gerüstet und 350 Dollar weniger den ersten schönen Strand und können endlich wieder auf Urlaub umschalten. Das Kajak wird ausgiebig im Meer getestet, es gibt frische, frittierte Tintenfische die man abends leicht fangen kann und feinen Sand in allen Hosentaschen. Leider beschert mir das ganze Geschraube am Auto, paddeln und angeln spontan eine doppelte Sehnenscheidenentzündung an den Unterarmen die mich jetzt noch ab und zu plagt. Beim nächsten Arzt bekomme ich zwei schicke Bandagen und es geht weiter..

Verglichen mit den endlosen Weiten Australiens ist in Neuseeland alles um die Ecke. Auf normalen Straßen hat man an einem Tag schnell die halbe Landkarte hinter sich, doch auf kleinen Schotterpisten kann man das recht gut in die Länge ziehen und findet dabei ein paar wirklich schöne Ecken. Es geht an der Küste entlang Richtung Cape Reinga, die nördlichste Spitze Neuseelands.

Im General Store in Te Kao, einer kleinen Maori Siedlung, gibt es lecker Eis und wir lernen Nick kennen. Nick will uns an die einsame Ostküste des Kaps führen. Maori Land was sonst unzugänglich ist. Das Auto sollen wir an seinem Haus stehen lassen. Kein gutes Gefühl, doch wir lassen uns verleiten. Wir folgen seinem rostigen Landrover und packen an seinem Haus die nötigsten Sachen. Nick ist Ranger und ein Pickup mit „Department of Conservation“ Aufschrift vor seinem Haus gibt uns ein besseres Gefühl.
Wir steigen in sein fahrendes Wrack holpern querfeldein durch weiße Dünen von feinstem Sand.
Wir löchern ihn mit Fragen und er erzählt einiges über seine Maori Kultur. Das Meer ist ihre ultimative Nahrungsquelle und er schickt uns recht bald zum „reinigen“ in die eisigen Wellen. Das hatten wir nun nicht erwartet. Keine Badesachen, kein Handtuch also: splitternackt. Schräges Gefühl. Hoffentlich fährt er jetzt nicht einfach los ;-) Doch es werden ein paar besondere Stunden, ein kleiner exklusiver Abenteuertag. Mit einem endlosen Netz gehen wir mit ihm in den Mangroven fischen, es gibt frische Austern und Fisch am Feuer und viel zu erzählen.

Erst nachts steigen wir wieder in unser Gefährt, fahren die letzten Kilometer Richtung Kap und verbringen ein paar Nächte an den nördlichen Stränden.
Wir schauen uns das quirlige Zusammentreffen zweier Ozeane vom Leuchtturm aus an und stürzen uns anschließend die gigantischen Sanddünen hinunter. Sandbording. Die Dünen sind steil. Ein Schritt vorwärts und zwei zurück. Unten ist man schneller. Am besten Kopfüber.

Der Allradantrieb hatte uns schon öfters ein paar schöne Campstellen beschert und auch der endlose Strand von 90-Mile Beach bietet kein Hindernis. Zwischen Dünen und Treibgut findet sich ein schöner Platz. Bei Ebbe kann man hier binnen Minuten hunderte „Pipis“ sammeln. Mittelgroße Muscheln im Sand vergraben. 50 für jeden und man hat den ganzen Abend daran zu essen. Nachts erobert die Flut den Strand zurück und schließt uns sicher ein.

Etwas Platz für sich zu finden ist nicht immer so einfach. Die grüne Landschaft ist oft von endlosen Weidezäunen durchzogen und oft endet ein verheißungsvoller Weg vor einem Tor oder einem dicken „private-no entry“ Schild. Mancherorts boomt der Tourismus, mancherorts machen sich große Holiday-Parks breit und Motels, Kitschläden und organisierte Touren konkurrieren um jeden Dollar. Eine Sache die mich wirklich stört, vielleicht aber auch nur ein Symptom des dichter besiedelten Nordens. Investiert man aber etwas Zeit und Sprit findet man die heiß begehrten Flecken Einsamkeit die garantiert in keinem Lonely Planet stehen.

Auch die Straßen sind teilweise recht aufregend. Steil, klein und kurfenreich. Bei manchen Steigungen muss man das Auto ganz schön quälen. Die Form einer aerodynamischen Schrankwand, der Allradantrieb und das Boot obendrauf sind nicht gerade förderlich für den Verbrauch, doch kommen wir meistens mit unter 13l/100km weg.

Einen langen Stop legten wir bei den Kiiwi Lakes ein. Kristallklare Seen mit schattigem Wald, Forellenjagd, wellenloses Kajakvergnügen und kaum ein Mensch weit und breit fesselten uns für fast eine Woche. Die nächtlichen Besucher waren ein Horde Possums. Ohne natürliche Feinde gibt es überall Massen davon. Heimisch und geschützt in Australien, in Neuseeland eine gejagte Pest. Freiwild für jedermann, genau wie Kaninchen, Wildschweine, wilde Katzen und anderes eingeschlepptes Getier. Sie sehen süß aus und sollen auch gut schmecken. Ich stelle eine Possum Falle auf und hoffe auf einen saftigen Braten. Leider erlegte die Falle nur eine streunende Katze und so hungrig waren wir nun auch nicht. Die große Forelle am nächsten Tag war da schon besser. Nun begeistern mich die Kataloge von freien Jagdgewehren. Mehrmals wöchentlich Kaninchenbraten. Das wäre was..

pics: (1) Matai Bay; (2) Waipoa Forrest Walk; (3) Kayak fishing near Whananaki; (4) Der Ausflug mit Nick; (5) Sandbording Ta Paki; (6) Pipis vom Feuer; (7) Kaiiwi Lakes-Lake Taharoa; (8) Lecker Regenbogen-Forelle; (8) Lake Taharoa; (9) Paua Muschel am Strand