Dunedin
Montag, 5. Jan 2009 19:00
S45 52.361 E170 30.229
Wenn es eine Straße gibt, auf der sämtliche Mietwagen verboten sind und vor der im Reiseführer ausdrücklich gewarnt wird gibt es nur eine Entscheidung: Nichts wie hin. Auf den Spuren vom Goldrausch vergangener Jahre fahren wir entlang des alten Skippers Canyon Road in den Bergen nahe Queenstown - eine einspurige Schotterpiste in schwindelerregender Höhe. Keine Leitplanke oder ähnliches, Gegenverkehr wird zum Abenteuer.
Wir hausen ein paar Tage in dem verlassenen Goldgräberort „Skippers“ in den Bergen und bewundern, mit welchem Aufwand und Kraft die Leute hier gelebt haben. 20 Jahre hat es gedauert, den Weg hierher förmlich aus dem Fels zu hacken. Auf der Suche nach Reichtum wurde der gesamte Canyon terrassenartig umgegraben und überall finden sich rostige Reste bizarrer Maschinen.
Der Shotover River, welcher durch die Schlucht schießt, gehörte zu den goldreichsten der Welt und auch ich finde hier noch ein paar Krümel in meiner Pfanne. Vielleicht braucht man dieses Erlebnis um den alten Goldwahn zu verstehen. Ich wühle mich den ganzen Tag durch das Flussbett…
Auch mit dem Gewehr hab ich mal Glück. Die ersten Hasen kommen hier oben in die Pfanne. Hasen-Ragout auf dem Benzinkocher. Bitte die Zahnseide nicht vergessen. Ganz schön zäh die Dinger ;-)
FJORDLAND
Diese endlose Wildnis im Südwesten Neuseelands ist eine Welt für sich. Tiefe Fjorde, wolkenverhangene Berge, unzugänglich und undurchdringlich. Es war schon eine Weile mein Traum dort einige Ziele zu erkunden, doch verschiedene Umstände haben es beim Träumen belassen. Die Unzugänglichkeit wird nur durch wenige Wanderrouten durchbrochen, vom Spaziergang bis zu mehrwöchigen Unternehmungen. Rucksack packen und los, schön wenn es so einfach wäre. Größere Routen werden von einem strickten Buchungs-System reguliert um dem Ansturm der Massen gerecht zu werden. Neben hohen Transportkosten zu und von den Endpunkten der Strecken kommen noch Pflichtkosten für übertrieben luxuriöse Berghütten. Bis zu 45$ pro Nacht um mit 20 anderen „allein“ zu sein. Und auch das Auto verschlingt dann Geld auf einem bewachten Parkplatz um nicht Opfer von einem der zahlreichen Einbrüche zu werden. Insgesamt etwas enttäuschend. Selbst das unbarmherzige Wetter kann hier zum Verhängnis werden. Härtere und weniger belaufene Tracks werden nach Regen tagelang unzugänglich. Damit ihr euch das annähernd vorstellen könnt hier mal ein kleiner Vergleich: Der Jahresniederschlag von Dresden liegt etwa bei ca 650mm; vom tropischen Darwin in Australien samt flutartiger Regenzeit bei 1700mm
Milford Sound im Herzen von Fjordland bringt es auf stolze 7000mm. Ein sonniger Tag ist mehr als nur Glück. Trotz allem ist die Landschaft atemberaubend und gerade diese Unzugänglichkeit fast magisch anziehend. Ein eigenes, größeres Boot könnte Träume erfüllen, vielleicht auf einer anderen Reise..
Auch wir campierten unerlaubt erst mal bei Regen im erschreckend touristischen Milford Sound. Wenigstens spült es die Sandfliegen kurzfristig weg. Doch mit einem fast wolkenlosen Himmel am 2. Tag wird das Kajak voll bepackt und wir paddeln stundenlang den Fjord entlang. Robben und Delfine sind nur Meter entfernt und von den steilen Felswänden fließen zahllose Wasserfälle jeder Größe.
Ein anderes kleines Highlight begrüßt uns auf dem Parkplatz der einzigen Zugangsstraße. Kea`s. Extrem clevere und stark kleptomanisch veranlagte Papageien treiben ihr Unwesen mit so manch geparktem Fahrzeug. Man könnte stundenlang zuschauen. Alles in Reichweite wird abgenagt oder weggeschleppt. Lässt man die Tür offen, so hat man nachher keine Dichtungsgummis mehr; Antennen, Scheibenwischer oder die Gummis der Fensterscheiben sind genauso beliebt. Auch Berghütten oder Picknickplätze werden tyrannisiert. So mancher unvorsichtige Tramper steht früh vor seinen Schuh-Überresten; ein paar Fetzten aus Leder und Schnürsenkelstücken und im Hüttendach fehlen alle lockeren Nägel.
WEIHNACHTS-IMPROVISATIONEN
Unterwegs ist Weihnachten keine große Sache. Bei 20 Grad schmitzt die Schokolade dahin und kitschige Dekorationen zwischen Palmen und Farn bereiten Grund zum schmunzeln. Ein klarer See am Rande von Fjordland wird unser Weihnachtscamp. Aus Spaß an der Freude wird ein normaler Busch zum Weihnachtsbaum, aus Flachs entsteht lustiger Christbaumschmuck: Elche, Sterne, Fische und Flechtunfälle. Die Geschenke sind „ausgefallen“. Wir packen einfach die letzten Leckereien ein und packen sie wieder aus. So einfach ist das. Es gibt selbstgeräucherten Aal und ein schönes, knisterndes Feuer.
Der Baum begeistert auch andere, und am nächsten Morgen stehen frische Milch und ein paar Knabbereien darunter. Eine kleine Überraschung von einer abgereisten Familie.
Da ein Segelboot schon lange mein Traum war wird kurzerhand eins gebaut. Man kann sich den ganzen Tag über den See zerren lassen oder versuchen gegen den Wind zu kreuzen.
Mit dem Erreichen der Südküste endet Fjordland und weite, windgepeitschte Strände prägen die Landschaft. Vorsicht beim Spaziergang! So mancher große Stein oder Baumstamm entpuppt sich als schlafende Robbe oder gähnender Seelöwe. Kommt man zu nahe, wird man lautstark gewarnt. Wälder aus Kelp wuchern an Felsen in der Brandung, dazwischen sprießen Muscheln und heiß begehrte Paua.
Eine Herausforderung für das Kajak bieten die Wellen. Einmal überwunden ist das Meer recht ruhig und man kann zwischen Felsen und kleinen Inseln herumpaddeln. Dorthin zu kommen ist ein nasser Kraftakt. Zweimal geht es gut, beim dritten Mal erwischt mich eine dicke Welle. Die Kraft des Wassers zu unterschätzen ist leicht. Die nächste Welle reißt die Halteleine vom Boot und spült es kopfüber davon. Ich bange, wie lange die wasserdicht verpackte Kamera der Brandung standhalten wird. Mit Schwimmweste und dem Paddel noch in der Hand ist es ein Kampf gegen den Sog nach weiter draußen. Das Boot ist mittlerweile am Strand angespült und auch ich komme mit salzigem Geschmack da wieder raus.
Sylvester verstreicht fast unbemerkt an irgendeinem schönen Strand. Über viele Umwege werden wir uns nun wieder auf den Weg Richtung Auckland machen. Mit dem Wendepunkt der Reise mischt sich auch ein bisschen Heimweh und eine gute Portion Zukunftsangst. Nach anderthalb Jahren unterwegs nicht unverständlich. Zuhause wird uns vieles alltägliche wie Urlaub vorkommen, die Freiheiten und Erlebnisse unterwegs fehlen. Urlaub zu Hause? Rückkehr? - niemand weiß ob es gefallen wird. Es ist an der Zeit Familie und Freunde wieder zu sehen, aber vom Ende der Welt sind es noch viele Kilometer, die es zu entdecken gibt.
pics: (1) the cheeky kea; (2) skippers suspension bridge over the skippers canyon; (3) Mitre Peak @ Milford Sound; (4+5) kea demolition crew on milford road; (6+7) Lake Monowai & the selfmade sailboat; (8) male sea lion; (9) kelp plants; (10) Nugget Point Lighthouse in the Catlins; (11) green lipped mussels, cocked and gratinated with cheese -mhmmm; (12) wavefighting
pics: (1) the cheeky kea; (2) skippers suspension bridge over the skippers canyon; (3) Mitre Peak @ Milford Sound; (4+5) kea demolition crew on milford road; (6+7) Lake Monowai & the selfmade sailboat; (8) male sea lion; (9) kelp plants; (10) Nugget Point Lighthouse in the Catlins; (11) green lipped mussels, cocked and gratinated with cheese -mhmmm; (12) wavefighting
1 comment:
Es sind schon 1 1/2 jahre vergangen?! Ja, in Deutschland hat sich einiges verändert, aber ich schätze, wir können vielleich mal wieder unter einem Dach arbeiten ;0)
Auf jeden Fall wünsche ich Euch noch ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2009 und möge Euch die Rückkehr schmerzfrei gelingen!
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