Friday, 21 December 2007

CRAB CLAW ISLAND

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18. Dez. 2007 15:12


..Sicher waren wir uns nicht. Das Angebot in der Zeitung klang gut, und nach dem ersten Anruf noch besser. Ein absolut einsamer Resort, 130 km von Darwin, Arbeit für einen Monat, 400 Dollar pro Woche für jeden (after Tax), freies Essen und freie Unterkunft. Mehr wussten wir nicht. Es gibt mehrere Bewerber und wir sollten auf Rückruf warten. Der kam einen Tag später. Dresden gewinnt..

Wir sind nun schon eine Weile hier und uns einig, dass wir so schnell nichts Besseres hätten finden können. Es ist nichts in der Branche, und sicher kann man in Darwin weit mehr verdienen. Aber es ist die perfekte Komplettlösung. Crab Claw Island ist ein winziger Resort auf einer Halbinsel direkt am Meer. 24 kleine Bali-Style Standhäuser auf Stelzen, verbunden durch Stege. Ringsrum Strand, Mangroven, Palmen und nichts weiter. Kein Ort, gar nichts.
Wir haben ein eignes Haus mit Klimaanlage, Kühlschrank und Terrasse. Das Essen ist nicht einfach nur frei. Es gibt alles und soviel man will. Wir können jederzeit nach Lust und Laune in die Restaurantküche spazieren. Der Chefkoch versorgt einem nach Wunsch persönlich und der immer randvolle Kühlraum lässt wirklich keinen einzigen Wunsch offen. Man ist früh-mittags-abends pappensatt. Alles mit Meerblick.
Kleine Boote vor Anker, Gezeiten, Wetterspektakel mit gewaltigen Gewittern, Kängurus die auf Toastbrot scharf sind und eine lustige 10-Mann Crew.

Wir sind der Roomservice, machen die kleinen Häuser vor und nach dem Check in fit, reparieren Kleinigkeiten und passen auf, das die Bar nicht wegläuft. Das lustige: Es ist Off-Saison und in der Woche ist fast kein Mensch hier. Das bedeutet: bezahltes Angeln gehen, bezahltes Vollfressen, bezahltes Boot fahren, bezahltes irgendwas.
1-2 Tage die Woche sind generell frei. Sonnabends bis montags ist dann dafür kein Land zu sehen. Weihnachten wird richtig stressig. Alles ausgebucht und viel los.

Was vor einer Weile die Baumfrösche waren, sind jetzt die Cane Toads. Die riesigen, giftigen Aga-Kröten, die selbst geschaffene Pest Australiens, sind nach Sonnenuntergang überall. Trotz der Warzen doch recht liebenswert, auch wenn 10 davon in der Dusche sitzen. Ein Spaß, den sich ein paar Gäste gemacht hatten.
Das Meer ist natürlich wieder nicht zum Baden geeignet, was bei diesem Anblick schwer fällt. Nicht nur die Quallen gibt es hier, es sind auch Krokodile, die hier vorbeischwimmen, und jede Menge Haie. Deswegen gibt’s 2 große Pools.
Aber das Angeln ist spektakulär. Viele Profiangler buchen einen Guide und kommen nur deswegen hierher. Es ist einer der absoluten Top-Spots um Darwin.
Gestern waren wir mit einem kleinen Boot draußen, wo uns eins der schweren Gewitter erwischt hatte. Bei strömendem Regen, Blitzen und Wellen mitten auf dem Wasser. Es ist überwältigend, was hier manchmal vorbeizieht. Die dunklen Wolken lassen den Tag zur Nacht werden und es regnet so stark, das binnen Minuten alles überschwemmt ist. Doch in dem kleinen Boot war uns schon etwas anders. Nichts wie weg. Bei vollem Tempo kracht das kleine Alu-Boot von einem Wellenberg zum nächsten, lässt einen ständig „abheben“ und wieder auf die harte Bank knallen. Der Angelkoffer im Boot verteilt, Rettungswesten unterm Arsch, Donner im Rücken und Salzwasser von vorn. Die kleinen Abenteuer die man nicht vergisst..

Wir werden hier bis 5. Januar bleiben und über Weihnachten und Silvester durcharbeiten. Es wird auch gehoben bezahlt. Danach schließt der Resort bis März und wir sind auf die Jahresfeier der Crew eingeladen. Mit mehrtägiger Hotelunterkunft in Darwin, Essen und Feiern und organisierten Überraschungen in der City. Im Januar werden wir dann wieder in unser Auto umziehen und uns auf den langen, staubigen Weg nach Alice Springs und die Mac Donnell Ranges machen. Die Wüsten stehen auf dem Plan, Gold und Halbedelsteine suchen in alten Minen, und die kühle Südküste, die uns über die Regenzeit bis März bringt..

Ich wünsche euch allen `ne schöne Weihnachtszeit und ein paar ordentliche Feten zu Silvester. Ich hoffe ich habe ein paar Träume und ein Schmunzeln geweckt und würde mich mal über ein kleines „piep“ der Leser bei den Komments freuen. Ich wünsch euch allen das Beste.


liebe Grüsse & bis bald...

Der Daniel

Pics: (1) Meerblick mit Gewitterfront; (2) Python; (3) Krabbe vorher; (4) Krabbe nachher (5)vor dem Regen (6) nach dem Regen


DARWIN

23. Dez. 2007 14:12
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Aus dem Dschungel in die Tropenmetropole. Darwin ist erreicht.
Über 2 Wochen hält uns die Stadt fest. Der kostenlose Internetzugang in der State-Libary stillt alte Suchtgefühle, die Kühlregale und Obsttheken sind nach dem Buschleben äußerst interessant und es gibt viel zu erledigen. Auch das Auto bekommt wieder ein bisschen Fürsorge.
Im Darwin Royal Hospital bekomme ich nun auch die Befunde von meinem Krankenhausbesuch vor ein paar Wochen. Bis auf die üblichen kleinen Macken kerngesund. Fein..
Nächster Morgen: Geburtstagsfrühstück am Stand. Nur das Wasser ist tabu. Die hochgiftigen Würfelquallen befreien von Oktober bis Mai sämtliche Strände von öligen Badegästen.
Überall breitet sich Weihnachtsstimmung aus und zwischen Palmen und brütender Hitze finden sich glitzernde Dekorationen bis hin zu blinkendem Kitsch. Uns ist irgendwie gar nicht danach. Wir schwitzen lieber und besetzen den Shower-Block am leeren Stadtstrand.
Frühstück und Abendbrot gibt es nun fast eine Woche zu viert. Marc aus Neuseeland und Liz aus England sind nicht weniger chaotisch unterwegs als wir. Früh kommt jeder aus seiner „gebührenfreien“ Übernachtungsstelle gefahren, es gibt Brunch am Stand, nächtliche Großwaschaktionen, geteilte Family-Packs leckerer Steaks und während die Frauen ein bisschen chatten, freuen sich die Jungs, dass sie mal zu zweit unter ihren Karren schrauben können.
Beim Roulett im großen Stadtcasino werden 10 Dollar zu 25. Man bekommt ein Lächeln vom Nachbarn, der mit Tausenden rumzockt, und geht mit 10 Dollar wieder raus, weil man nicht aufhören kann. Auch die Art Gallery mit einer Cylone-Tracy-Ausstellung ist sehr empfehlenswert. In einem absolut dunklen und schalldichten Raum kann man den Originalton in Originallautstärke des alles vernichtenden Cyclons (1974) hören. Gänsehaut garantiert.
Da es besonders zur Regenzeit überall an Arbeitskräften mangelt und wir noch keine Pläne für die Weiterfahrt haben, begeben wir uns auf Jobsuche.
Wir haben sogar 2 Transportmittel. Seit einer Weile verstopft ein gefundenes 26er Mountainbike die 4-Rad Wohnstube, was oft Wutausbrüche provoziert aber doch ans Herz gewachsen ist. Allerdings ist die kurzfristige Unterkunft in der Stadt ein Problem. Wir haben eine Hostel-Phobie, der Campingplatz ist zu heiß, ein Zimmer zu teuer und jeden Tag am Stadtrand im Busch zu campieren ist auch keine Dauerlösung.
Doch in der Zeitung findet sich ein fast perfektes Angebot. Nach ein paar Anrufen sind wir eingestellt und es werden die Sachen gepackt für Crab Craw Island

Pics: (1) Darwin-Parlament House; (2) Nachtwaschaktion (3) Weihnachtskitsch (4) Darwin City





Saturday, 1 December 2007

LITCHFIELD

19. Nov. 2007 23:27
no GPS (place too beautiful ;-)

Hatte ich schon mal geschrieben dass es heiß ist? Das war ja noch gar nichts. Jetzt ist es auch noch feucht dazu. Stolze 100%. Wir sitzen jetzt im Regenwald, der seinen Namen hartnäckig verteidigt, und kämpfen mit Feuchtigkeit, Wolkenbrüchen, grünen Ameisen und Blutegeln. Alles was man trinkt läuft einem ein paar Minuten später die Haut runter und ohne Sachen fressen einen die Mücken. Aber trotzdem ist es hier so schön, das man ein paar Unannehmlichleiten gern in Kauf nimmt…

Dieses Pflanzengemenge, dieser rankende Jungle aus Blättern, Wurzeln und Bäumen und Bächen. Ein Traum in grün. Ich könnte mich reinlegen und tu das auch.
Beim ersten Querfeldein-Versuch versinke ich samt Kamera bis zur Brust in einem Bach. Die Tasche hielt das Wasser zum Glück ein paar Sekunden auf und ich lief wie auf Eiern mit ausgepackten, halbnassen Objektiven und Fotokram in den Händen zurück. Noch mal gut gegangen.
Zelt und Auto stehen direkt am Regenwald, 30 Meter weiter steht man mitten drin. Litchfield Nationalpark bietet einige sehenswerte Dinge und wunderschöne Wasserfälle mit Regenwald, die auch gut besucht sind. Doch der unbefestigte Track zu unserem Camp ist in keiner Nationalparkkarte verzeichnet und niemand kommt hier vorbei. Es ist ein Stück Privatland. Bei einem Besuch bei den Besitzern sehen wir ein Kängurubaby, ein Wildschwein und ein Hundewelpen nebeneinander sitzen. Ein schön schräger Anblick.
Es wimmelt von bissigen, grünen Baumameisen, die Zelt, Auto und Plane als Wanderweg beschlagnahmen. Abends tasten sich Blutegel mit ihrer lustigen Gangart am Boden entlang.
Auch eine Fülle skurriler Früchte wächst hier. Von giftig über widerlich bis lecker ist alles dabei. Läuft man 100 Meter durch den Wald, kann man in klaren Bächen baden und es gibt einen „Thermalpool“ – ein natürlicher Pool mit wärmerem Wasser.
Ein Stück weiter ein kühle Dusche unter Wasserfällen. Die gibt es abends auch ohne laufen. Es schüttet förmlich von oben und bei 35grad naksch x2 ist das sehr angenehm.
Fotos: (1) Badewanne; (2) junges Wallaby; (3) Blätterdach; (4) Regenwaldfrüchte; (5) junges Rock-Wallaby (6) Dusche

FIEBER, BLITZE UND MELONEN

17. Nov. 2007 21:46
S13 50.707 E131 49.003

Nach den Kimberleys war Kununurra unser erster langer Stopp. Kaum angekommen, fiel uns Arbeit als Fruit-Picker in die Hände. Die vielen Kilometer hinter uns fraßen natürlich auch viele Liter Diesel, und somit arbeiteten wir eine Woche lang zwischen Sandalwood und Melonen. Ob Rockmelon, Honigmelonen oder Wassermelonen. Wir hatten sie alle und so viel wir wollten. Genauso wie leckere Mangos, die in riesigen Plantagen und überhaupt an jeder Straßenecke wuchern. Weil Hitze und Regen die Arbeit öfters unterbrachen, suchten wir aber schließlich wieder das Weite.
Abends bilden sich immer öfter dunkle Gewitterwolken mit starken Regen. Fast täglich sieht man dann das saisontypische „lightning“. Eine Art Wetterleuchten am ganzen Himmel. Hinter den Wolkenbergen blitzt es ununterbrochen. Ein helles, unaufhörliches Zucken und Flackern mit recht apokalyptischem Anblick.
An Lake Argyle, einem wirklich gigantischen Stausee, fanden wir einen Allrad-Track zu einem entlegenen Ufer. Die Landschaft einfach atemberaubend. Den Track durfte Nicole dann wieder allein zurückfinden. Ich krallte mich hinten drin liegend mit Fieber und Schmerzen fest. Es fing tagsüber an. Bei über 40 grad im Schatten. Vielleicht war es die Hitze. Auf jeden Fall kein gutes Klima für Fieber. Kalte Umschläge und Paracetamol wirkten nicht und ich fieberte die ganze Nacht rum. Deshalb ging es morgens ab ins nächste Krankenhaus. 20 km Track plus 200 km Highway. In der kleinen Krankenstation in Timber Creek kam ich gleich ans EKG und danach an den Tropf. Bluttests, Urin, Infusion, Tabletten. Ein halber Tag Einzelpatient mit Vollfürsorge. Vielleicht nur ein Hitzschlag, vielleicht hab ich mir aber auch das Ross River Virus eingefangen, ein Tropenfieber. Die Auswertung bekomm ich erst in Darwin, aber mir geht es erst mal wieder gut.
Bei Katherine (Ort) bekommen wir nachts eines der schweren Gewitter ab. Binnen Minuten steht das Wasser neben dem Zelt einige Zentimeter hoch und wir ziehen die Köpfe ein vor heftigen Blitzen und Donnern. Alles versinkt im Schlamm. Morgens kommen wir nur mit Allrad wieder los. Der kleine Bach in der Nähe ist zu einem braunen Fluss angeschwollen.
Auch weiter Richtung Darwin begleiten uns diese abendlichen Gewitter und oft sitzen wir pünktlich nach Sonnenuntergang eine Weile im Auto, weil draußen die Blitze zucken.
Fotos: (1) Gewitterwolken; (2) Lake Argyle Spillway