Friday, 27 June 2008

DOWN UNDER LEVEL 2

27. Juni 2008 14:32
S33 52.388 E151 13.554
[Sydney-Kings Cross]

Die Reise hier nähert sich dem Ende und es ist an der Zeit sich von unserem Gefährt zu trennen. Nach so vielen Erlebnissen ist es uns doch ein bisschen ans Herz gewachsen. Gerade jetzt wo es nach 2 vollen Tagen putzen und ausräumen richtig strahlt.
Die Hölle von Sydney, „car hell“ oder auch „travellers car market“
In dem link, der im letzten post steht, könnte es nicht besser beschrieben sein!! Auch wir sitzen jetzt im etwas anderen Down Under: 2 Etagen vom Sonnenlicht entfernt. Das Auto musste einen 15-Minuten Sicherheitscheck überstehen um hier angeboten zu werden. Alle Fehler werden aufgelistet. Bis auf zwei kleine Mängel kommen wir durch.

Mit 2 Meter Einfahrtshöhe ist man der nächsten Parkebene nur Millimeter entfernt. Jede Deckenlampe ein Adrenalinstoß. Unten angekommen reiht man sich zu den anderen Karren. Diese Bezeichnung trifft es genau. Hier gibt es fast kein Auto ohne einschlägige Mängel. Die Stimmung am ersten Tag war gut. Die Verkäuferschaft wird schnell zum vorläufigen Freundeskreis, es gibt für die Neuen noch viel zu erzählen. Und es gibt tatsächlich freie Drinks. Ab und zu kommt ein glücklicher Verkäufer der letzten Tage mit einer Kiste Bier vorbei, dazu israelische Kartenspiele und ein Sprachwirrwar das ganz Europa umfasst.
Die Wände dieser Etage sind übersäht hunderten kleiner Texte. Seit 15 Jahren gibt es diesen Markt hier unten und fast jeder Verkäufer hat ein kleines Andenken hinterlassen. Von „verkauft in 15 Minuten“ bis „sitzen hier unten seit 3 Wochen“ ist alles dabei. Die Masse beschreibt es mit „get us out of this hell“.

Schon am 2. Tag kann ich mich langsam dieser Meinung anschließen. Es ist ein Kerker.
In den letzten Stunden kam ein einziger potenzieller Käufer vorbei. (Für einen anderen Wagen) Der begutachtete Wagen sprang nach 20 Sekunden und ein paar Jubelpfiffen sogar irgendwann an. Da helfen auch Erklärungen nichts. Der Interessierte ist wieder auf dem Weg ins Licht.

Trotz Zeitungsanzeigen und Aushängen im ganzen Viertel warten wir neben unserem Landcruiser vergebens auf Kundschaft. Es ist keine Saison zum verkaufen. Auch die dazugehörigen 20 Kilo Campingkram und eine Diashow am Laptop wecken kaum Interesse. Aber das wird schon. Bis jetzt wurde hier fast alles irgendwann mal verkauft. Die vielen kleinen Texte vermitteln Hoffung und Schrecken zugleich.
Abends bleibt ein bisschen Zeit für Spaziergänge durch das Stadtviertel „Kings Cross“ oder das Zentrum mit seinen Wolkenkratzern. Die Skyline samt Brücke und Opernhaus ist beeindruckend und die engen Straßenschluchten dazwischen sind nicht minder überwältigend. Aber besser zu Fuß. Im Auto ist es ein Alptraum.

Nebenher ist noch viel zu erledigen. Australische Steuererklärung, Kontoschließung, Behördenkram und dergleichen. Dazu das Packen und Aussortieren. Es ist unglaublich was sich innerhalb eines Jahres so ansammelt. Soviel Kram von dem man sich trennen muss, um auf die 20 Kilo Reise-Standard-Besitztum zu kommen. Ein zusätzliches, teures Postpaket wird unumgänglich werden. Noch sind es aber 3 Wochen bis zum Flug und sollten wir bald aus dieser Gruft auferstehen, gibt es in und um Sydney noch viel zu sehen.
Wünscht uns Glück hier in der Kälte und genießt die warme Erdbeerzeit!!

Wednesday, 18 June 2008

FRASER COAST KOSTPROBE

16. Juni 2008 18:57
S24 58.747 E153 13.992
wathumba creek

Die letzte Woche on the road. Bevor wir die letzten 1000 km Richtung Sydney ansteuern haben wir uns auf Fraser Island eingenistet. Die letzte Entspannung vor dem Autoverkauf und der Hölle von Sydney
Link:
http://www.tagesspiegel.de/magazin/reise/Australien;art294,2515909
Auf dem Weg nach Fraser gab es viel zu sehen. Die Ostküste ist um vielfaches touristischer als alles was hinter uns liegt und mancherorts sucht man vergebens nach ein bischen Einsamkeit.
Trotzdem finden sich wirklich schöne Ecken, oft nach einem kleinen Chat mit den Locals.
In Townsville wurden wir von Freunden meinerseits warm aufgenommen und mit einer schicken Unterkunft einige Tage verwöhnt.
[Jenny+John: Many thanks again for the great time!!]

Über Airlie Beach, die Whitesunday Islands und das Hinterland von Mackay erreichen wir unser letztes Offroad Abenteuer mit perfektem Wetter. Fraser Island ist die größte Sandinsel der Welt mit wirklich bildgewaltigen Landschaften. Der Strand ist der Highway. Ein Gezeitenplan ist hier ein wichtiges Utensil. Auf schneeweißem Sand herrscht bei Ebbe ein reges Treiben von Geländewagen. Bei Flut erstarrt dies fast gänzlich. Man muss sehen dass man Land gewinnt. Ein höher gelegener Campspot oder einer der wenigen Inland-Tracks. Der Strand kann ganz schnell mal weg sein und so auch das Auto.
Das Inselinnere ist mancherorts ein üppiges Grün mit Baumriesen und buchstäblich kristallklaren Seen. Der weiße Sand ist auch hier überall und zaubert einen einzigartigen Kontrast zum Wasser oder den moosigen Urwäldern.
Wathumba Creek wird für einige Nächte unser Zuhause. Wer bei Google Earth mal von oben luncht, kann sich vorstellen warum. Zweimal täglich gibt es ein gigantisches Schauspiel. Das Wasser kommt und geht mit beeindruckender Geschwindigkeit. Bei Ebbe bildet sich eine endlose Flussmündung aus weißem Sand. Kilometerweit. Millionen von blauen Soldier-Crabs (Krabben) bevölkern den Sand. Zu Tausenden flüchten sie in alle Richtungen. Ein krabbelndes Wirrwarr von unzähligen Beinen das man es hören kann. Dazwischen schlängelt sich der Fluss der durch Tannin aus Pflanzenstoffen eine rote Farbe angenommen hat. Im flachen Wasser tummeln sich kleine, gefräßige Kugelfische und Stachelrochen. Auf letztere sollte man möglichst nicht treten, deshalb muss man unter Wasser „schlürfen“. Bei Flut drängt klares Salzwasser den Fluss zurück und die ganze Bucht füllt sich für einige Stunden komplett mit Wasser. Auch hier sollte man dann auf der richtigen Seite stehen, was man bei dieser Größe und so viel zu sehen schnell mal vergisst..

Kein Mensch campt hier außer uns. Nur gelegentlich kommt jemand auf einen Spaziergang vorbei. Keine Ahnung warum. Zu abgelegen für die Meisten, ein paar Mücken und Sandfliegen schlagen den Rest in die Flucht. Ständige Besucher sind 2 neugierige Kokkaburras (Lachvogel) die immer zum greifen nahe auf dem nächsten Ast sitzen und hoffen das ein Krümel unter den Tisch rutscht. Zum Schutz vor Dingos muss Müll und alles Essbare im geschlossenen Auto verstaut werden, das Zelt bleibt offen und leer wenn man nicht da ist. Hier haben sich noch keine gezeigt, aber Spuren sind überall. Ungesichertes Essen hat einige dieser Wildhunde hier aggressiv werden lassen und ein paar ungesicherte Kinder wurden zum Snack. Warnschilder stehen überall. Man soll im Busch auch nicht allein pinkeln gehen. Welch intimes zusammenleben…
Zwischendurch wird am Auto geputzt, geschraubt und ausgebessert. Nicht mehr lange, dann glänzt es mit einem „for sale“ Schild für die nächsten Kandidaten.
Auch die warmen Tage sind vorbei. Mit jedem Kilometer südwärts steuern wir dem Winter entgegen. Nachts rutscht es schon mal unter 10°C (Brrrrr! ;-)) und mit kalter Nase im Schlafsack träumt man sich ein paar Monate zurück wo wir bei über 35°C nachts zerflossen. Warscheinlich träumten wir dort von kalten Nasen…
Pics: (1) Lake McKenzie; (2) Soldier Crabs; (3) Tannin gefärbtes Wasser; (4) Kookaburra; (5) Soldier Crabs; (6) nähe Central Station / Fraser Isl.